Geniefilm „Das Schweigen der Lämmer“? Hannibal als Ausdruck unserer Ängste vor Vernunft

Wir haben den Kontakt zu den Genies verloren. In der postmodernen Souveränität des Individuums weigern sich die Durchschnittsprofilneurotiker in die Fußstapfen anderer zu treten, da sie andernfalls keine eigenen Fußstapfen mehr hinterlassen würden. Doch der Schnee ist längst niedergetrampelt von den Genies vormaliger Generationen, so dass den angeblich großen Denkern unserer Zeit nur übrig bleibt in der grauem Masse zu verschwinden. Genies wurden nach und nach demontiert. Der Nerd selbst ist zum Massenphänomen geworden. So gibt es auch keine großen Philosophen mehr. Konnte Quine mit seinem „Two Dogmas of Empiricism“ noch an die 500.000 Folgeartikel verzeichnen, ist der Markt heute völlig pluralisiert. (Titelbildnachweis: Towpilot [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons

Die Faszination an der Überleistung hat sich überlebt, allerdings wird diese nun demokratisch identifiziert. Wenn wir Menschen wie Madonna zur größten Sängerin des Planeten hochjubeln, die Beatles zu Vollblutkomponisten emporheben, die aus dem selben Holz wie Mozart geschnitzt wären, oder tatsächlich glauben Justin Bieber würde dazu im Vergleich minderwertige Musik machen, dann hat sich der Glaube an die größeren Gedanken schlichtweg kaputtdemokratisiert. Der Aufstieg zu den Gipfeln der Menschheit beginnt heute in den Basislagern des Durchschnitts. Genie ist Dominanz in der Popkultur. Es gibt daher keine Geniefilme, die nicht immer auch die Sehnsucht der Massen nach schneller Geltung reflektieren. Das Genie der konstanten Tätigkeit ist verschwunden.

Zur Demontage des Geniemythos gehört allerdings schon viel früher die nach dem ersten Weltkrieg einsetzende Angst vor den Abgründen unserer Vernunft. Wir glaubten nicht mehr, dass der reine Intellekt die Welt verändern würde, da er zumeist auch dem Bösen diente und Menschen durch ungeheure Kriegsmaschinerien verwurstete. Doch die endgültige Heroisierung unserer Vernunft und Genieangst in Philosophie, Kunst und Literatur sollte erst mit „Das Schweigen der Lämmer“ ihren Durchbruch auf der Leinwand finden. Hannibal Lector war hier wohl der Höhepunkt einer Thrillerbranche, die den Serienmörder als Spiegel unserer Ängste entdeckte. Der kultivierte Mörder, der komponiert, Shakespeare auswendig kann, Städte aus dem Gedächtnis malt, Persönlichkeiten am Parfum erkennt, Charme und ein unleugbares Charisma besitzt, der schließlich allen unseren seelischen Abgründen sofort auf die Schliche kommt, der selbst in seiner Kochkunst universell begeistert, würde er nicht generell Menschenfleisch bevorzugen, dieses Genie der Tugenden hat doch letztlich einen bösen Willen. Was Kant schon wusste, dass jede Tugend auch dem Bösen zuträgt, so war in Hannibal Lecter die Genialität mit dem Antichristen identifiziert.

Die Amerikaner haben hier übrigens noch ein viele deutlichere Abneigung gegenüber den Liberal Arts als wir. Der Durchschnittsamerikaner glaubt, Bildung schade dem Staat und sei irgendwie böse, weswegen mehr und mehr konservative Eltern ihre Kinder zu Hause unterrichten.

Hannibal hinter Masken und Stäben versperrt ist wie ein berechnendes Tier, dass ungezähmt Gesichter von Menschen abzieht und auf seine Chance auf Freiheit lauert. Die Konfrontation mit der inneren Psyche unseres Könnens, die Konfrontation mit den Grenzen des Genies ist hier Thema des Films. Der eigentliche Mörder gerät zum Beiwerk und die Faszination für das Genies ist hier der Umschlagplatz für unsere Ängste. Wenn Wissen Macht ist, dann muss das Genie gerade uns bedrohen, die wir ja in Wirklichkeit keine Genies sind und alles hart erarbeiten. Hannibal bedroht uns uns nicht mit der Möglichkeit uns zu verspeisenn. Der Kampf findet wohl bewusst in der Psyche statt. Wo Menschen nicht mehr in die Fußstapfen anderer treten können, dort bedroht das andere Genie das schwache Leuchten des eigenen Lichts und so ist „Das Schweigen der Lämmer“ eine psychische Konfrontation der Protagonisten.

Nach finanziellen Erfolgen kann sich Hollywood einer Fortsetzungen regelmäßig nicht erwehren. Daher hatte „Das Schweigen der Lämmer“ auch einen Nachfolger. Aus der ursprünglichen Reise in die Motive der „Guten“ aber – Starling und Lecter verfolgten ja einen häutenden Serienmörder, wird hier allein das böse Genie vorgestellt. Dieses Böse muss dem Guten immer überlegen sein, da es eine versteckte Realität besitzt. Dort wo das Gute nicht hinblicken soll, hinter der Intelligenz unseres Selbst verbirgt sich an den blinden Flecken der Abgrund. Dort wo unsere Intelligenz endet, dort beginnt das Böse, das sich unserer Verstandeskraft entzieht. Der Verbrecher, da er sich vor den Guten verstecken muss, muss immer schlauer sein. Jeder Versuch daher die Kriminalität aus dem Schatten zu holen, hebt neue Schatten hervor. So ist die Fortsetzung „Hannibal“ nicht mehr die Frage nach unserem Gutmenschentum und unseren psychischen Abgründen, sondern blüht auf im postmodernen Gemetzel ohne Moral, das schon Tarantino nach „Das Schweigen der Lämmer“ etablierte. Das Genie ist nur noch ein Genie ohne Moral und keine erstrebenswerte Veredlung enthält sich mehr in der Intelligenz.

Hannibal soll daher der Höhepunkt menschlicher Schaffenskraft sein, was nicht bedeutet, dass dieser Höhepunkt Gutes bedeutet. In Florenz mordet Hannibal schlichtweg kultiviert zu Opernklängen.

Das Umfeld ist dabei schon wie im Film zuvor nicht mehr als ein Humphrey-Bogart-Film. Hollywood bedient Klischees um die Handlung marktgerecht voranzutreiben. Ein blasser Agent Starling ist umgeben von sexistischen Stümpern, kettenrauchenden, italienischen Detektiven und einem Milliadär, der mit Schwachköpfigen Handlangern Gelüste auslebt, wie er es für richtig hält. Selbst Starling wirkt wie ein Teenager mit Zahnspange, die auf den manipulativen, greisen Intelligenzbolzen herein fällt. Wer hier aber Klischees kritisiert, muss sich bewusst sein, dass die Welt aus eben diesen Klischees tatsächlich besteht: Menschen, die nicht mehr in die Fußstapfen anderer treten wollen und doch genau wie die Abziehbilder von der Leinwand sind.

Lecter ist der Geniekult in jedem von uns. Der Geltungsdrang und Überheblichkeit. Gleichsam sind wir eingeschlossen, in das Umfeld der Durchschnittlichkeit. Wir sind auch nicht mehr als die Masse der Demokratie.

Mit Sicherheit hatte der erste Film dem zweiten Film psychologische Tiefe voraus und ich weiß noch, wie ich als junges Kind schlichtweg Angst vor allen, diesen Szenen hatte:

Weitere Filme, die es in die engere Auswahl von Geniefilmen geschafft haben, sind 21 – Poker, Pirates of Silicon Valley, The Social network, Inside Man, Phenomenon, Be Cool (Schnappt Shorty), Rounders, Schlafes Bruder, Das Wunderkind Tate, Oscar Wilde, Real Genius, Iron Man, Einstein Junior, Liebe ist relativ, Der talentierte Mr. Ripley, Das Parfum, Inception, Aviator, Der Mann, der die Frauen liebte, A beautyful mind, Forrester, Ridicule – Von der Lächerlichkeit des Scheins.

In meiner Top Ten sind: Prestige – Meister der Magie, Catch me if you can, Die Schachnovelle, Das wilde Schaf, Gandhi, Rain Man, Shine,  Good will hunting, Ohne Limit (Dieser Film läuft bei dem Thema außer jeder Konkurrenz), die Legende vom Ozeanpianisten

Ich werde diese Filme noch besprechen und ich würde mich freuen, wenn ihr weitere Vorschläge macht oder meinen Blog verfolgt. Ansonsten könnt ihr auch gerne auch meiner Pinterestgruppe zu motivierenden Persönlichkeiten beitreten. Wenn ihr auf dem Laufenden bleiben wollt, dann added mich doch bitte bei Google+, abonniert mich per E-mail oder tretet der Facebookgruppe oben rechts bei. Ein RSS-Feed ist natürlich auch vorhanden sowie eine Pinterestwall zum Thema Lernen. Ansonsten könnt ihr mich gerne anschreiben, wenn ihr mal gemeinsame Projekte im Sinn habt. Ach und teilen, wäre auch nett, damit ich das hier nicht immer nur für mich schreibe :)

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Schadet Geld der Kreativität? Wie Belohnungen bei kreativer Arbeit negativ wirken

In diesem Artikel geht es um die Frage, ob uns Belohnung tatsächlich die Aufgaben besser erledigen lässt, offenbar ist dies nicht der Fall, wie neuere Studien zeigen ///

Bisher habe ich die besten Bewertungen während meines Doktorstudiums in den USA bekommen. Das Doktorstudium funktioniert hier etwas anders als in Deutschland. Zunächst gibt es einige Seminare, die wir abschließen müssen, wobei wir nicht unter eine Gesamtbewertung von A- rutschen sollten, da andernfalls unser Stipendium gefährdet ist. Danach kommen die sehr harten Comprehensive Exams und schließlich schreiben wir unsere Doktorarbeit. Dieses Semester empfand ich als außergewöhnlich hart und ich habe vorrangig auf meinem Zimmer gesessen und gearbeitet bzw. prokrastiniert. Obwohl ich eine wohl ganz gute Arbeit geschrieben habe, bin ich deutlich unter meinem Leistungsspektrum geblieben und ich behaupte dies hängt mit der Strafandrohung (Stipendiumsverlust) als auch mit der Belohungsoption (Hier ein A, du braver Student) zusammen. Anders als in der Schule, wo ich gegen diesen hoffnungslosen Unfug rebellieren musste, akzeptiere ich dies hier als die Eintrittsbedingungen zu einer weiteren Karriere. Über dieses System allerdings verliere ich mein wirkliches Interesse an der Philosophie und betrachte alle Arbeit an der Universität nur als notwendiges Übel. Es ist ein Job. (Titelbildnachweis: By FBI Buffalo Field Office (http://buffalo.fbi.gov/images/c3.jpg) [Public domain], via Wikimedia Commons)

Ich spreche mich prinzipiell also gegen Zensuren aus, und bin dafür konsequente Monitoringsysteme zu entwickeln, die den Druck für die Studenten reduzieren und nicht auf Vergleich für ein Wirtschaftssystem basieren. Dennoch bin ich für Wettbewerb allerdings intrinsisch motiviert und eigens nur mit konsistenten Monitoringsystemen, was im Übrigen wesentlich konsistenter arbeitet als die Zensurenvergabe. Von den Nachteilen des Belohnungs- und Bestrafungssystem zeugen nun auch einige Studien verschiedener Universitäten (CMU Pittsburgh, Chicago und Harvard) haben einige Studien in diesem Bereich durchgeführt mit überraschenden Ergebnissen. Die wohl beeindruckenste Studie stammt von Ariely, welche Dan Pink referiert.

Für alle, die des Englischen nicht so mächtig sind, die können ja zuerst die Zusammenfassung weiter unten lesen und dann dem Video womöglich leichter folgen:

Turkmenistan money - this is about USD10

Geld ist offenbar nicht der Schlüssel zum Erfolg By Robert Thomson from Beppu City, Japan Public domain or CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)

Bei den Versuchen, die unter Ariely durchgeführt wurden ging es also um die Frage, wie sich Anreize auf unsere Leistung auswirken. Für eine schlechte Leistung gab es wenig Belohnung, für eine sehr gute Leistung 50 Dollar. Die Aufgaben waren verschieden: physische Aufgaben, Memorizing, Intelligenzaufgaben. Dieses entspricht im Wesentlichen unserem Wirtschaftssystem. Top-Performer sollen top bezahlt werden. Doch ab einem bestimmten Level der Test, war das Geld von geringer Bedeutung. Im Gegenteil eine größere Belohnung erhöhte den Druck und machte die Performance der Probanden schlechter. Die Forscher fanden heraus, dass über dem Level der rudimentären, cognitiven Fähigkeiten das Belohnungssystem nicht mehr wirkte.

Vielleicht waren also die 50 Dollar nicht motivierend genug, so dass der Test prompt in Indien wiederholt wurde. Diesmal gab es die Belohnung: 2-Wochen-Gehalt, 1-Monats-Gehalt, 2-Monatsgehälter. Letztere hatten die schlechteste Performance. Das Experiment wurde immer und immer wieder mit den gleichen Ergebnissen repliziert.

Inflations - Hungarian paper money 1946

Das Papier ist nicht die Kreativität wert aufgrund der es gedruckt wurde By Takkk (Own work) CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

Die Frage stellt sich daehr: Was motiviert uns?

Geld muss offenbar vom Tisch genommen werden. Dan Pink gibt drei Dinge an, die eher uns motivieren mögen als Geld:

– Selbstständigkeit
– Meisterschaft
– Sinn/Nutzen (Purpose)

Das Ziel muss es demnach sein, nicht Belohnungen anzubieten, sondern zum rechten Zeitpunkut aus dem Weg zu gehen. Nicht der Innovationsbonus, sondern die Möglichkeit sich selbst zu vervollkommen und dies mit Sinn in einer Gemeinschaft zu erreichen, rückt in den Mittelpunkt. Dies entspricht meiner Maxime: Wir alle wollen etwas tun, also brauchen wir die Möglichkeiten dazu.

Freiwilligkeit

In einem weiteren Experiment verweist Dan Pink auf ein empirisches Beispiel. In den 90ern hatte Microsoft allerlei Experten versammelt, um eines der größten interaktiven Lexika zu produzieren. Wenn damals jemand gewettet hätte, dass ein Konkurrenzunternehmen, in dem die Menschen ohne Bezahlung arbeiten würde, nur weil sie dabei einen Nutzen erreichen, diesen Global Player ausboten würde, er hätte einen guten Gewinn gemacht. Wikipedia hat alle etablierten Lexika aus dem Rennen genommen.

Einen weiteren Ted-Talk (was Ted-Talk ist-erkläre ich hier) von Dan Pink, der empfehlenswert ist, gibt es hier:

Das heißt also, wenn es Extrabelohnungen für die Lösung komplexerer Aufgaben gibt, dann ist die Leistung schlechter. In einer weiteren, guten Quelle Dan Pink, dass unsere Berufe sich aber gerade in diese komplexen Aufgabenbereiche verteilen und das immer weniger Routinearbeit ansteht, da diese von Maschinen verrichtet wird. Daher schlussfolgert Dan Pink, dass wir unser Bildungssystem auch hier ändern müssen. Es geht nicht darum Routinen zu erwerben, sondern zu lernen, wie wir lernen. Lehrer sollten sich damit vertraut machen, dass ihr Wissen bei Wikipedia besser nachgelesen werden kann und auch sie nur über Halbwissen verfügen. Ihr Wissen wird, wenn die Schüler mit dem Studium fertig sind, überhohlt sein.

In ähnlicher Weise drückt es auch Fee Badenius in ihrem Lied „Halbwissen“ aus. Das meiste der Schule gehört in eine andere Zeit:

Glenn Gould and Alberto Guerrero

Die Kunst entstand vor der Belohnung. Hier Glenn Gould, der Held intrinsischer Motivation By Fawcett5 at en.wikipedia Public domain

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Zitate aus der Areily-Studie (MIT):

„As long as the task involved only mechanical skill, bonuses worked as they would be expected: the higher the pay, the better the performance. But once the task called for „even rudimentary cognitive skill,“ a larger reward „led to poorer perfomance.“ (D.Ariely, U. Gneezy, G. Lowenstein, & N.Mazar, Federal Reserve Bank of Boston Working Paper No. 05-11, July 2005; NY Times, 20. Nov. 08)

„In eight of the nine tasks we examined across the three experiments, higher incentives led to worse performances.“ (D.Ariely, U. Gneezy, G. Lowenstein, & N.Mazar, Federal Reserve Bank of Boston Working Paper No. 05-11, July 2005; NY Times, 20. Nov. 08)

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Generelle Probleme mit unserer Motivation – Doch nicht so hoch hinaus! Warum wir im Privaten schlecht lernen.

In diesem Beitrag geht es um die Grundlage allen Lernens, nämlich um Motivation. In weiteren Beiträgen werde ich mich tiefgründiger mit Motivationsproblemen auseinandersetzen, in diesem Beitrag geht es darum, dass die Institutionen wie etwa Schule oder Universität ihre Aufgabe zu motivieren vernachlässigen und gar Motivationsfeindlich sind. Das Problem ist, dass wir womöglich auf extrensische Motivation angewiesen sind. Es geht um unsere endogene Reaktionen, das heißt die Reaktionen, bei denen nach einer Überschreitung eines Input, die Outputenergie, die Inputenergie übersteigt. Ich bin allerdings sehr pessimistisch, dass wir die Motivation außerhalb von Institutionen erreichen können, das heißt Menschen im Privaten sind eher träge. Das führt zu dem Paradox, dass Leute eher lernen, wenn sie für etwas bezahlen, als wenn sie es kostenlos bekommen.

Die Hauptprobleme beim Lernen sind nicht etwa, die entsprechende Technik, auch nicht das richtige Zeitmanagement oder etwa das Monitoring, sondern die Motivation. Was alle Lerntheorien hierbei vergessen, ist es die richtige Motivation aufrecht zu erhalten. Da unsere Motivation hauptsächlich aus dem sozialen Umfeld stammen, ist es notwendig ein soziales Umfeld zu haben, das einen zu entsprechenden Leistungen motiviert. Das soziale Umfeld verfährt aber zumeist weniger mit den Anstrengungen der Selbstverbesserung als mit der Schärfung von emotionaler Kommunikation. Ich gebe zu, dass ich hier womöglich ein soziales Defizit habe, denn anstatt der sozialen Kontakte, die Gefühlstransmissionen in Endlosschleife bedeuten, bin ich stets lieber zu Hause geblieben und habe mich mit anderen Dingen beschäftigt. In Amerika oder in China änderte sich dies, weil ich alle sozialen Kontakte als Möglichkeit betrachtete, meine Sprachfähigkeiten in einer Fremdsprache auszubauen.

Herzcouch (www.pusteblumenbaby.de)

Quelle der Motivation nichts zu tun: die Couch

Mittlerweile geht es mir wieder mehr um Dinge des Austauschs über das Lernen. Mein Interesse an Philosophie habe ich momentan verloren, da es mir erscheint, dass wir die historisch-menschliche Kapazität an logischem Verständnis erreicht haben und nur noch Spezialisierung in den Mittelpunkt rückt. Das heißt auch die Philosophie als ehemalige Theorie von allem hat sich in Spezialdisziplinen zerteilt. Daher müssen wir die Philosophie von einer Theorie der Logik in eine Theorie der Didaktik und Pädagogik transformieren. Der Dozent wird hierbei zum Motivator. Es sind nicht mehr die Denkgesetze, die wir unterrichten, sondern die Gesetze wie wir überhaupt Spezialisierung erlernen. Der erste Grundstein ist es hier Motivation zu erlernen.

Die deutsche Universität ist motivationsfeindlich

Aus der deutschen Universität ist mir sehr wohl in Erinnerung, dass Professoren und Dozenten sich auf die Position versteiften, dass sie für die Motivation nicht zuständig seien. Die Studenten wüssten schließlich selbst, warum sie in die Vorlesung oder zum Seminar gekommen wären. Motivation könne ihnen keiner geben. „Sie wissen selbst, warum sie hier sind.“ Professoren sind in Deutschland daher Lizenzen zum langweilen.

Diese Gnade der Dozenten habe ich im Gegenzug niemals respektiert, da ich es eher umgekehrt betrachtete (und auch jetzt noch als Dozent): Nicht die Studenten waren dem Lehrer verpflichtet, sondern der Lehrer den Studenten. Daher muss auch der Lehrer die Motivation der Studenten aufrecht erhalten und ein sozial verpflichtendes Umfeld etablieren, das sich selbst verstärkt. Die Schule und die Universität sind solche Zentren, die die Motivation provozieren sollen. Aus gleichem Grund sind wohl eher solche Abschlüsse als Privatgelerntes bevorzugt. Die soziale Kontrolle des Lernens muss institutionell überwacht werden, denn es scheint Individuen sind zu Lernzusammenschlüssen selten fähig. Daher betrachte ich es heute mit Dankbarkeit, dass (wenngleich in gewisser Hinsicht erzwungen) mir Studenten ihr Ohr leihen und gar gewillt sind, Argumente nachzuvollziehen. Die Aufmerksamkeit verpflichtet zu entsprechender Motivationskunst. Daher unterrichte ich nicht nur Inhalte, sondern vermittle stets den Sinn unserer Denk-Operationen. Zumeist geht es dabei um die Frage, was all unsere Anliegen in der Philosophie praktisch nutzen. Im Wesentlichen betrachte ich die Philosophie dabei als eine logische Reduktion auf das Wesentliche, welches dann für alle Lernprozesse genutzt werden kann. Die Königin der Wissenschaften ist daher nicht eine Wissenschaft des richtigen Schließens, sondern des richtigen Lernens und das richtige Lernen beginnt mit Motivationsstrategien.

Sind Menschen im privaten zum Lernen fähig?

Fast alle, die schon mal eine Band gründen wollten, kennen die mangelnde Bereitschaft zu proben. Die Schwierigkeit sich einmal wöchentlich zu treffen, wobei es eigentlich täglich sein sollte, verhindert schließlich den Erfolg. Selbstverpflichtung ist keine soziale Stärke, zumal Druck unter Freunden nicht erzeugt werden kann, da sich diese auf die soziale Beziehung auswirkt. Ich merke dies ebenso hier in Pittsburgh. Als einer der stärksten Schach-Spieler an der Duquesne University (was nicht so besonders ist, wie es klingt), schaffe ich es kaum andere Spieler zu regelmäßigen Trainings zu motivieren. Sie können mir die Zeit nicht geben, da diese womöglich institutionell absorbiert ist. Auch die Ferien werden kaum genutzt. Ich bezweifle daher stark, dass private Kontakte direkte Lernresultate hervorbringen. Dies ist schade.

Wenn ich dann womöglich später mit entsprechenden Qualifikationen meine Leistungen beruflich anbiete, werden Menschen kommen, die über finanzielle Verpflichtung meine Fähigkeiten nutzen wollen. Nun braucht es kaum jemand. Menschen wollen institutionell gezwungen sein.

Khon Training - 005

Der Trainer gibt Motivation - By Fine Arts Department, 1954 Public domain

Positive Hoffnung bleibt. Ich weiß noch, wie ich 2009 mit Hammad aus Bahrain zweimal wöchentlich über 8 Stunden Heidegger las. Dies hat uns damals enorme Wissensvorsprünge verschafft, was mir noch heute nutzt. Ebenso ist es mir gelungen einige Kantstudien mit Freunden in Deutschland durchzuführen. Mit Dairi habe ich sehr lange Habermas auseinandergenommen und mit einer anderen Lerngruppe (die allerdings eher institutionell motiviert war), haben wir sehr intensiv die Mikro- und Makrosoziologie sowie Statistik bearbeitet. Derlei Gruppenorientierung gibt es ansonsten wohl nur im Sport oder Bodybuilding. Im Grund hat natürlich auch der Schachsport noch einiges an Meisterkontrolle durch Trainer zu bieten. Im Moment wünschte ich mir einen Schachpartner für bestimmte Zeitintervalle. Schwer zu erreichen das ganze. Dabei lässt sich gerade in einer gegenseitigen Aufschauklung und gegenseitigen Kontrolle die größte Motivation erreichen. Motivation beginnt mit dem richtigen Trainer und diesen müssen wir wohl bezahlen, weil wir privat dazu nicht in der Lage sind.

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Norman Schultz.

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Dein Feind der Lehrer oder Lehrer als Trainer?

In diesem Beitrag geht es um die Frage, ob Lehrer an den Schülern ihre Minderwertigkeitskomplexe kompensieren. Es ist zugleich auch die Frage, ob Lehrer ohne Praxisbezug ihren Lehrauftrag überhaupt ausüben können, da ja Ziel ist Schüler stets für die Praxis auszubilden. Gemeinhin nehmen wir an, dass Lehrer den Schülern überlegen sind, der Beitrag zeigt hingegen, dass das Verhältnis umgekehrt ist, denn der Lehrer rechtfertigt sich nur durch Schüler, die später Praktiker sind und ein Wissen ausüben, dass er niemals besaß. Der Lehrer ist Diener, doch in deutschen Schulen ist er Elite.

In unserem Department rümpfen einige unserer Teaching Assistants regelmäßig und arrogant die Nase über ihre „blöden“ Bachelorstudenten. Wenn diese dann Arbeiten abliefern, die in der Tat manchmal wenig Qualität haben, dann ist dies Grund für die Teaching Assistants die Studenten durchfallen zu lassen. Der Fehler aber liegt bei Ihnen, denn ihre Aufgabe ist es, das wissenschaftliche Arbeiten zu unterrichten. Würden die Studenten bereits beherrschen, was sie später können sollen, dann wäre schließlich die Mühe der Teaching Assistants vergeblich. (Titelbild: By anonymous 19th century painter (http://www.hampel-auctions.com/) [Public domain], via Wikimedia Commons)

Winslow Homer - The Country School

Lehrer als Autorität? Lehrer sind Schülern unterlegen, da sie niemals in die Praxis gehen, aber es doch wohl das Ziel der Schüler ist. Winslow Homer Public domain, via Wikimedia Commons

In der Zeit wird nun die Einstellung zu dummen Studenten bzw. Schülern als deutsche Eigenschaftbeschrieben. Einige Lehrer sind ja derart mit Weisheit belesen, dass sie lieber „Fächer anstatt Schüler“ unterrichten würden. Dabei muss dem Lehrer doch klar sein, dass er es in seinem Beruf niemals zur Praxis gebracht hat, andere aber zur Praxis anleiten soll. Der Lehrer tritt also mit einer stetigen Minderwertigkeit gegenüber dem zukünftig besseren Schüler vor die Klasse. Etwas, was der Lehrer nicht kann, soll er unterrichten. Schließlich wollen wir nicht Lehrer heranziehen, sondern Schüler, die zu etwas werden, was der Lehrer nicht ist.

Wissen ohne Praxis ist leer, daher stellt sich auch die Frage, wie es sein kann, dass Lehrer ohne Praxisbezüge an den Universitäten und Schulen ihren Alltag fristen. Sollten Lehrer verpflichtet werden, auch in anderen Bereichen Praxissemester zu verbringen?

Vladimir Makovsky - Teacher Visiting a Village

Wieviele Lehrer kämpfen mit Minderwertigkeitskomplexen, die an ihren Schülern kompensiert werden? Vladimir Makovsky Public domain, via Wikimedia Commons

Ein Fehler unseres Lehrsystems liegt wohl aus diesen Gründen darin, dass es immer mehr um automatisierte Ausbildung geht als um den Praxisbezug. Auch an der Universität ist dies deutlich. Die Lehrkörper kompensieren stets ihre Minderwertigkeit. An der Universität war dies stets deutlich, wenn sich einige Professoren immer wieder beschwerten, dass sie in der Wirtschaft schließlich viel mehr Geld verdienen würden. Ein Jammer, dass diese Professoren es niemals in die Wirtschaft geschafft haben und nun den Studenten zu Last gelegt werden. Ein guter Lehrer muss akzeptieren, dass er dem Schüler unterlegen ist. Dies muss kein Autoritätsverlust bedeuten, wie der Zeitartikel am Beispiel Schweden zeigt. Verwundert zeigen sich da Deutsche, dass die Lehrer zugleich am ersten Tag ihre Handynummer bereitwillig weggeben. Die Lehrer-Schüler-Verhältnisse also in ihrer Professionalität enthierarchisiert? Für den Besserlehrer in Deutschland unvorstellbar.

Auch am Schach lässt sich ein weiteres Beispiel finden. Der Weltmeister, obwohl er der beste Spieler der Welt ist, hat zugleich stets einen ganzen Trainerstamm. Gleichwohl diese Trainer nicht diesselbe Klasse wie der Weltmeister besitzen, so funktioniert doch das Verhältnis in einer wunderbaren Symbiose, die über klassische Autoritätssystem (wie zum Beispiel die Universitätsphilosophie) hinweg geht. An der Universität wird zumeist nur elitäres Gehabe reproduziert und irgendwoher müssen es die Studenten ja haben.

Anker Die Dorfschule von 1848 1896

Wissen, im falschen Umfeld. Elite als zentrales Unterrichtsthema Albert Anker see page for license, via Wikimedia Commons

Ähnlich analysiert das Problem Andreas Giermaier unter dem Titel „Der Feind des talentierten…„. Der größte Mangel der Schule lasse sich darin beschreiben, dass eine prinzipielle Ausrichtung auf Fehler stattfinde. Anstatt die Stärken zu fördern (so wie es jeder Schachtrainer mit seinem Schützling macht) gehe es vor allem darum die Schwächen ins Visier zu nehmen. Vieles spricht dafür, dass die Lehrer hier ihre Machtposition missbrauchen und sich vor den Schülern Anerkennung für sich selbst sichern. Offenbar so beruft sich Giermaier auf eine McKinsey-Studie liege der Fehler in der falschen Auswahl des Lehrpersonals und tatsächlich ist etwas dran (wenn auch mit Sicherheit nicht für alle Lehrer zutreffend), dass Lehrer im Studium eher desinteressiert an den Lehrinhalten sind und behaupten, ihre Karriere den Schülern zu widmen. Verkehrt ist dies nicht, aber offenbar haben wir weniger Interesse daran, die besten für den Lehrer-Job zu rekrutieren als den Beruf des Lehrers als fertigen Beamtenjob zu etablieren. Der Lehrerberuf strahlt eine bestimmte Sicherheit aus, die gerade das Praxisinteresse an dem Zu-Lernenden in den Hintergrund treten lässt und die eigenen Interessen an einem sicheren Job in den Mittelpunkt rückt. Lehrern geht es daher nicht um den Praxisbezug, sondern in erster Linie um die Sicherheit ihrer Bezüge.

Ich bezweifle damit nicht, dass es andere Lehrer gibt, aber das Feindschaftsverhältnis zwischen Schülern und Lehrern gerade in Deutschland setzt ein deutliches Zeichen.

So ich hoffe, der Beitrag war unterhaltsam und gleichsam informativ. Wenn ja, dann zögert nicht und empfehlt ihn weiter. Wenn ihr auf dem Laufenden bleiben wollt, dann added mich doch bitte bei Google+, abonniert mich per E-mail oder tretet der Facebookgruppe oben rechts bei. Ein RSS-Feed ist natürlich auch vorhanden sowie eine Pinterestwall zum Thema Lernen.

 

Norman Schultz

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Leistungsfähige Alternativen zu Zensuren ? Das höchste Maß für den Menschen kann nur der Mensch sein

In diesem doch sehr theoretischen Artikel geht es darum eine Alternative zu Zensuren anzudenken, die doch aber auch ein konsequentes Monitoring in den Mittelpunkt stellt. Monitoring garantiert Lernfortschritte, darf aber nicht von externen Kriterien wie Marktbedingungen korrumpiert werden. Dieses trifft auf Zensuren zu, die nur sozialdarwinistische Standards bedienen. Am Ende überlebt nicht der, der am meisten gelernt hat, sondern der, der sich dem Lehrer am besten angepasst hat. Dieses hat mit Lernen wenig zu tun, daher muss ein Monitoring sich intern an den Fähigkeiten im Sozialen ausrichten. Dieses Soziale hat als Ideal eben auch den Leistungswillen, und garantiert womöglich besser ausgebildete und glücklichere Studenten. (Titelbildnachweis: By Unknown (青森市・鎌田ハル氏所蔵/青森市史編さん室提供) [Public domain], via Wikimedia Commons)

Alice Hamilton in an anatomy class

Eine Gesellschaft der Bewertung, der Schüler im Mittelpunkt der Abwertung (See page for author Public domain, via Wikimedia Commons)

Zensuren und Monitoring

Zensuren, so heißt es in autoritären Lehrerkreisen, geben den Lernenden Orientierung und ein konstantes Monitoring. Tatsächlich: Monitoring hilft uns unsere Leistung drastisch zu verbessern. Die Lehrer-Industrie missbraucht diese Rechtfertigung aber, um ihre sozial-darwinistische Unterrichtsführung zu verteidigen und den Zensurendruck aufrecht erhalten. Ich spreche mich zwar für ein konstantes Monitoring aus und bin überzeugt von den positiven Effekten (wie ich es bereits in meinem Artikel zum Schachmonitoring besprochen habe). Mit konstantem Monitoring haben Zensuren aber nur selten etwas zu tun, da Zensuren sehr selten vergeben werden und vor allem nicht den Lernfortschritt verzeichnen, sondern zumeist die Anpassungsleistung des Lernenden. Ein konstantes Monitoring würde den Schüler jeden Tag über seinen Leistungsstand unterrichten und langfristig Lernkurven deutlich machen, die sich vor allem an seiner eigenen Bildung orientieren. Zensuren hingegen geben eher Zeugnis von den unterschiedlichen Leistungsverteilungen in der Klasse, ohne dass diese Zensuren Aussagen über die Lernkurve, noch den Erfolg der Unterrichtsmethode zulassen. Zensuren sind ein externes Kriterium, das vor allem dem Lehrer dient. Lehrer benötigen Zensuren vor allem als externe Motivationsquelle und als Autoritätsmaßstab (was ich nicht in allen Fällen ablehne, aber dennoch für bedenkenswert halte). Leider ist hier nicht der Ort um den Sozialdarwinismus von Zensuren weiter zu besprechen, es sei aber darauf verwiesen, dass Unternehmen keine Bewertung ihrer Mitarbeit in Zensuren vornehmen, dennoch aber Monitorings durchführen.

P L Martin des Amoignes In the classroom 1886

Ausbildung zum Anpassen: Unsere Bildung (By Paul Louis Martin des Amoignes (1858–1925) (Bonhams)see page for license, via Wikimedia Commons)

Mir erscheint, dass konstantes Monitoring einer der besten Wege ist, seine Lernerfolge zu steuern, da der Lernende schnell Fehlentwicklungen korrigieren kann. Eine zukünftige Schule muss also größeren Wert auf dieses Monitoring anstatt auf Zensuren legen. Für dieses Monitoring müssen daher andere Maßstäbe als für Zensuren gelten. Monitoring muss zum Beispiel garantieren, dass wir nicht den Konkurrenzdruck unter Lernenden erzeugen, indem wir das Monitoring in seiner Relevanz für einen kapitalistischen Markt instrumentalisieren. Es ist ein Allgemeinplatz, dass wir das Notenmonitoring für den kapitalistischen Markt zum Vergleichsgaranten transformiert haben. Zensuren geben heute weniger Auskunft über die Lernentwicklung, als dass sie vielmehr über Schicksale in einem Marktgeschehen entscheiden. Dies macht die Zensurenverteilung zu einer verantwortungsvollen Aufgabe, die zumeist die Lernsituation zwischen Lehrer und Schüler überschattet. Zensuren haben durchaus einen Wert, da der Markt diese als Garanten nimmt. Gleichzeitig muss deren Wert aber nicht absolut gelten, denn zumeist sind Zensuren der einzige Anhaltspunkt für Unternehmen. Es können also noch andere Bedingungen als Zensuren in den Mittelpunkt rücken.

Der strenge Dorflehrer

Ist Bewertung durch Zensuren wirklich eine gewaltlose Alternative? (By anonymous 19th century painter (http://www.hampel-auctions.com/) Public domain, via Wikimedia Commons)

Die intellektuelle Tracht Prügel vergibt der zivilisierte Mensch, indem er 6 als Zeugnis der Missachtung ausspricht. Ich zum Beispiel verstehe nicht, wie sich dieses von tatsächlichen Prügel unterscheiden soll. Ich behaupte prinzipiell, dass wir ein Monitoring unabhängig von der Marktfähigkeit des Lernenden durchführen sollten, um tatsächlich die Lehre zu garantieren. Ich bin der Überzeugung, dass wir in einem humanen Milieu, das nicht immer wieder die Brutalität des Marktes betont, am meisten lernen. Leistungsevaluierungen für den Markt sollten sich aus der Biografie heraus erklären und nicht durch Zensuren zu Stande kommen. Zudem kommt noch eine soziale Komponente hinzu.

, via Wikimedia Commons“]Albert Anker - Das SchulexamenDesweiteren behaupte ich, dass Zensuren durch die Korrumpierung der kapitalistischen Nöte längst nicht mehr tatsächliche Leistungen bewerten, sondern gerade in den Fächern, wo sich Hypothesen nicht empirisch beweisen lassen, an die Willkür des Lehrers gebunden sind. Dies hat zum Beispiel gerade in der Philosophie die Folge, dass eine objektive Bewertung subjektiv gefärbt sein muss. Folglich lernt der Lernende nicht die Sache, sondern die Meinung des Lehrers. Zumeist ist dieses dramatisch, da sich Lehrende nur auf Plausibilitätsargumente berufen und selten eine empirische Prüfung selbst als Möglichkeit in Aussicht stellen. Als Konsequenz bewerten wir Anpassungsleistungen, aber nicht den Fortschritt in der Sache, an der wir arbeiten.

Andere Standards zum Monitoring (Alternativen zu Zensuren)

Da wir in vielen Bereichen das Monitoring im Vergleich zu möglichen Lernkurven entwickeln müssen, vor allem um dem Lernenden seine freie Entfaltung zu garantieren, würde sich dieser kapitalistische Druck kontraproduktiv auf die freie Lernentfaltung auswirken. Beim Monitoring kann es daher nicht darum gehen, wie bestimmte vorgefertigte Lerninhalte reproduziert werden, sondern wie eine generelle Entwicklung des Lernenden zu Stande kommt, unabhängig von extern vorgefertigten Leistungsstandards. Diese externen Leistungsstandards sind zumeist die Meinungen des Lehrenden. Der Lernprozess muss intern, in den Lerngruppen erfolgen und die Möglichkeit bieten, in andere Lernfähigkeiten auszuweichen. Das heißt wir müssen Schülern die Möglichkeit bieten sich in unserem Fach zu spezialisieren, so dass sie uns gar im Wissen überholen und viel mehr noch überholen sollen. Irgendwann versagt die Bewertungsskala jedes Lehrers daher. Ich kenne wenige Lehrer, die voraussetzen, dass ihr Schüler sie doch in wenigen Wochen überholt (Im Schach war mir das immer klar und erklärtes Ziel). So sollte auch jedem Dirigenten klar sein, dass das Orchester besser sein sollte als er.

Fähigkeiten fördern

Gleichsam dieser Leistungsgedanke der Fähigkeitendifferenzierung nun einem kapitalistischen Grundzug entspricht, da ja der Markt eine zunehmende Spezialisierung erfordert, ist diese Überlagerung nur zufällig mit dem humanistischen Ideal der Freiheit zu Stande gekommen. Voraussetzung ist die Idee, dass Menschen nicht nicht lernen können und wie Kinder sich in einer trotzigen Eigenwilligkeit die Welt zu eigen machen wollen. Menschen wollen lernen. Vielleicht hat gar der Kapitalismus daher Grundzüge eines Humanismus in sich. Ich zumindest sehe in der Schule eine Institution, die Leistung in den Mittelpunkt stellt. Wenn daher Leistung das Ziel ist, kann Schule kein Kindergarten sein, wo Schüler sich wohlbehütet in der eigenen Phantasie verkapseln. Das Spiel muss auf die Marktvoraussetzungen zugerichtet sein, welche jedoch nicht den bedingungslosen Konsum bedeuten, sondern die Steigerung der Menschlichkeit in den Mittelpunkt stellen. Das heißt: Lernen geschieht im Sozialen.

Robert Harris - A Meeting of the School Trustees

Wodurch fühlen sich Lehrer wertvoll? Durch die Machtausübung der Bewertung? By Robert Harris (National Gallery of Canada) Public domain, via Wikimedia Commons

Wie muss ein zukünftiges Monitoring aussehen?

Können ist das Ziel vieler unserer Bemühungen. Die Schule aber bewertet nicht das Können an sich, sondern eine Auswahl an Fähigkeiten, die wir beherrschen sollen. Diese werden allerdings schnell irrelevant und scheitern an den schmalen Horizonten der Lehrer, die in der Regel keine Gruppen von 30 Menschen intellektuell dominieren können sollten. Dementsprechend können sich die Kultusministerkonferenzen auch auf keine notwendigen Fächer einigen. Es gibt nur ein geringes Maß an Notwendigkeit, aber ein viel größeres Maß an Kontingenz (Zufälligkeit), das nur im Diskurs zu einem gemacht wird (dies ist die wörtliche Übersetzung von „Universalisieren“).

Ein Monitoring konzentriert sich daher auf andere Umstände, die nicht vorgefertigt sind. Hierbei ist relevant, dass Lernende nicht durch ein Monitoring gezwungen werden müssen, etwas zu tun. Sie kommen an die Universität um etwas zu leisten und vor allem um ihre Fähigkeiten im Rahmen des Sozialen zu entwickeln. Dieser Wille muss anerkannt werden. Und dieser Wille hat folgende Strukturmomente (wenngleich die Analyse nicht erschöpfend ist):

  1. Wir wollen soziale Anerkennung, die sich in der Regel durch soziale Befähigung einstellt. Die Regeln des Umgangs sind Lernschritte, die wir freiwillig adaptieren. Das soziale Umfeld gibt Zeugnis unserer Leistungen (so hatte ich zum Beispiel in der Schule ohne das Interesse an Zensuren völlig freiwillig Klavierspielen gelernt und dies freiwillig). Ein gefestigtes soziales Umfeld ist daher Grundvoraussetzung für das Lernen der Gruppe.
  2. Wir sind initaitiv, das heißt wir gehen auf die Welt zu. Wir können nicht im Bett liegen bleiben, sondern wollen auf die Welt zugehen und Sinn erschaffen. Spiel ist der ureigenste Ausdruck davon.
  3. Wir wollen diese Welt verstehen, um sie dann nach unserem Sinnkriterium, das durch das Soziale fundiert ist, zu verändern. Veränderung bedingt, dass wir die Rätsel entwirren und die Auflösungen und Aha-Momente erarbeiten. Wer mehr Aha-Momente erreicht, erschafft mehr Anerkennung.

Ein Monitoring sollte sich auf diese Strukturmomente beziehen. Zensuren scheinen mir hierfür ungeeignet.

Zusammenfassung

Fritz Beinke Die Schulschwänzer

Aus der Schule in die Welt. (By Fritz Beinke (1842-1906) (Dorotheum) Public domain, via Wikimedia Commons)

Diese Anordnung ist willkürlich und phänomenologisch ungenau. Ich muss noch viel mehr im Hinblick auf die Motivation forschen und sicher meine Ideen durch viele empirische, statistische Daten der Forschung ergänzen. Worum es hier aber geht, ist die generelle Idee, dass externer Druck aufgelöst werden muss. Nicht der Elitarismus vorgefertigter Systemstrukturen darf das Lernen bedingen, sondern der interne Druck unserer Existenzialität muss Motivationsgrund für wahrhaftes Lernen sein. Für dieses wahrhafte Lernen wollen wir ein Monitoring, dass unsere Fähigkeiten aufzeichnet, die Welt nach sozialen Standards zu verändern. Wir wollen Lernen nicht als sinnlos empfinden. Nur in solchen Institutionen, die zwar systematisch verfahren, doch aber den Menschen in den Mittelpunkt seines eigenen Lernen rücken, können wirkliche Lernprozesse internalisiert werden, die dann als Gelerntes auch auf andere Bereiche wieder externalisiert werden können. Das höchste Maß für den Menschen kann nur der Mensch sein (zitiert nach Stanislaw Lem: „Der Todesplanet“)

Norman Schultz

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Schneller schreiben lernen, mehr erleben – Im Rausch der Geschwindigkeit

In diesem Artikel geht es darum, wie ihr das Zehnfingersystem erlernen könnt und welche Hilfen es hierfür gibt. Ich stelle ein paar Instrumente vor, die euch dieses Lernen erleichtern. Leider habe ich noch kein gutes Monitorinprogramm entdeckt, dass euch konstant motiviert. Darüber hinaus geht geht es auch um eine allgemeine Betrachtung der Steigerung von Geschwindigkeit, die wir alle in unserem Alltag anstreben, um dann aber noch mehr genießen zu können. Schneller arbeiten und noch mehr genießen, darum geht es.

Für alle, die viel schreiben müssen

Philosophen schreiben viel. Da ich schon sehr früh feststellte, dass ich auf eine Welt der Vielschreiber gekommen war, habe ich mir sehr früh angewöhnt, das Zehnfingersystem zu nutzen. Ich habe mit 18 geübt, Musikeranekdoten aus Büchern über die Sommerferien für mein eigenes Archiv abzutippen. Damals wusste ich noch nicht, dass das Internet diese Tätigkeiten überflüssig machen würde. Ich habe mir damals damit jedoch das Zehnfingersystem selbst beigebracht. Es gleicht dem Zehnfingersystem zu 100 Prozent. Ich folgte simpel der Idee, für die dieselbe Taste stets den selben Finger zu benutzen.

Vorteile vom Schnellschreiben

Zumeist kann ich Menschen nicht verstehen, die darauf bestehen, dass ihre Adlersuchtechnik in ähnlicher Geschwindigkeit funktioniere wie das Zehnfingersystem. Ihr System ist dabei willkürlich und ineffizient. Oftmals besteht ihr System aus einer einstudierten Gewohnheit, wobei diese einfach nicht abgelegt werden soll, da die eigene Philosophie auch irgendwie trägt. Das Gehirn möchte sich nicht unbedingt verändern, sondern bei alten Routinen bleiben. Die Mühe eines Ausweises der Vorteile eines Zehnfingersystems möchte ich hier auch aus diesem Grund nicht machen, daher zitiere ich kurz und bündig Wikipedia dazu:

„Gegenüber einer unsystematischen Schreibtechnik erlaubt das Zehnfingersystem eine Steigerung der Schreibgeschwindigkeit (Anschläge pro Minute), die Senkung der Fehlerquote und eine ergonomisch günstigere Eingabetechnik. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, das Ergebnis auf dem Monitor mitzuverfolgen bzw. beim Abschreiben nicht ständig zwischen Textvorlage und Tastatur hin- und herschauen zu müssen. Eine weitere Effizienzsteigerung bedeutet das Erlernen der Tastenkombinationenfür die Programmbedienung am Computer, da dann nicht ständig zwischen Maus und Tastatur gewechselt werden muss und die Tastatureingabe weitaus schneller ist als das Navigieren der Maus zu einem präzisen Punkt auf dem Bildschirm.“

Monza at speed

Im Rausch der Geschwindigkeit By Dreaduk (Own work) CC-BY-SA-3.0, via Wikimedia Commons

Wer sich tatsächlich verbessern und im Sinne einer Philosophie steigern möchte, dem brauche ich nicht die Vorteile runterbeten. Meines Erachtens besteht das Zingerfingersystem aus einer maximal ein- bis zweiwöchigen Umstellphase. Dann ist die Ursprungsgeschwindigkeit erreicht, und ab diesem Zeitpunkt wird das gesamte Schreibgeschehen produktiver. Als Philosophspare ich dadurch nicht unbedingt Zeit, aber ich nutze meine Zeit intensiver. Beim Schreiben ist es mittlerweile fast so, als würde ich die Gedanken auf das Blatt denken.

Hinter dem Zehnfingersystem verbirgt sich also ein einender Grund, der daher auf eine Zehnfingersystemphilosophie schließen lässt. Es geht genauer um Effizienzphilosophie und damit um die Frage der Berechtigung dieser: Warum eigentlich immer schneller? Bevor ich diese Frage aber beantworte, noch ein paar hilfreiche Anmerkungen zur Geschwindigkeitssteigerung (auch wenn ihr das Zehnfingersystem bereits beherrscht).

Bei Facebook habe ich derweil eine gute Applikation gefunden, wo ihr eure Schreibgeschwindigkeit messen könnt. Ich habe hier 100 Wörter die Minute geschafft, was ca. 500 Anschläge die Minute sind. Ihr könnt einfach auf das folgende Bild klicken und eure Geschwindigkeit vergleichen. (Das folgende ist kein Affiliate Link):

Typing Test Score

Mit Sicherheit lässt sich ein bisschen mit diesem Programm auch üben. Leider ist der Wortschatz aber sehr gering und das Üben der Groß- und Kleinschreibung sowie extra Zeichen entfällt fast. Dennoch zeigt es euch ungefähr euren Stand.

Alternative: Diktiersoftware?

Ich hadere mit einer absoluten Empfehlung zum Zehnfingersystem (obwohl es eigentlich schnell erlernt wird), denn die Spracherkennungssoftware ist einfach zu fortgeschritten (Wenn ihr allerdings als Journalist in Pressekonferenzen oder als Philosophiestudent in Vorlesungen sitzt, sieht das mit Sicherheit anders aus, da ihr dort ja nicht sprechen dürft). Wenn ihr also keine Zeit habt, um das Zehnfingersystem zu erlernen, dann holt euch einfach ein Diktierprogramm. Schon jetzt macht das Programm „Dragon“ das Zehnfingersystem nahezu überflüssig:

Dieses Dragon nutzt meine Philosophieprofessorin (Claudia Bickmann) und sie beantwortet damit schnell diverse E-mails auf verschiedenen Wegen und spart sich damit viel Zeit. Die Applikation verwendet sie auch für ihrem I-Phone. Da wir womöglich durchschnittlich mit einer Geschwindigkeit von geschätzten 200 Wörtern pro Minute sprechen, würde dies bei mir eine Erhöhung um mehr als 100 Prozent bedeuten. De facto schreibe ich ja mit schätzungsweise 70-80 Wörtern pro Minute.

Im Moment zögere ich noch mir dieses Programm für den doch sehr stolzen Preis von über 100 Euronen zuzulegen, da ich in Amerika studiere und hier auf englische Software angewiesen bin. Zumindest aber könnte es mich mit meinem Smartphone versöhnen, denn dort E-mails zu schreiben, ist für einen, der das Zehnfingersystem gewöhnt ist, ein absoluter Pain-in-the-Ass. Jawohl ich leide am Wurstfingersyndrom. Von 100 Wörtern pro Minute auf vielleicht 10 pro Minute herunterzufallen, fühlt sich an wie ein Sturz aus dem fünften Stock.  Und dann noch Umlaute. Extrem kompliziert: wie ein Fußgänger, der in einer belebten Straße plötzlich vor einem stehen bleibt.

Hier mal jemand, der es auch auf dem Smart-Phone geschafft hat, schnell zu schreiben (achtet mal auf die komplizierte Schreibweise eines Umlauts).

Mit meinen 500 Anschlägen pro Minute gehöre ich zum höheren Range der Schnellschreiber, obwohl dies noch keinesfalls optimal ist. Die Fehlerquote ist bei mir sehr niedrig. Rein physisch sei wohl eine Anschlagrate von 750 Anschlägen nicht überschreitbar. Dennoch gibt es einige interessante Lösungen, die hier noch ein paar Nanosekunden herausholen sollen.


Die philosophische Frage stellt sich natürlich, was aus der letzten Geschwindigkeit herausgequetscht werden soll. Warum noch einen Ticken effizienter werde, warum hier noch etwas eine Sekunde schneller machen? Nun der Grund für den Geschwindigkeitsrausch ist simpel: Erst wenn ich versuche, alles effizienter zu machen, so gehe ich sicher, dass die Minute, die ich dort spare, nicht genutzt wird, um sie in einem anderem Arbeitsprozess zu vertrödeln. Es nützt in der Philosophie einer Selbststeigerung nicht nur eine Fähigkeit zu optimieren, weil unser Wesen so verfasst ist, dass wir es dementsprechend an anderer Stelle dann vertrödeln. Wir sollten daher nicht eine Fähigkeit erlernen, sondern generell eine konsequente Selbststeigerungsphilosophie in den Blick nehmen.

Warum aber eine Selbststeigerungsphilosophie? Auf Effizienz will ich natürlich nicht alles trimmen, sondern die Effizienz dient, um schließlich dem EINEN den richtigen Platz zu verschaffen: Dem Selbst. Machen wir diese Selbststeigerungsphilosophie im Geschwindigkeitsrausch mal an einer Geschichte deutlich:

Nach einer Geschichte aus dem dritten Buch des Philosophen Sua Ten gelang es vor zwei Tausend Jahren einem chinesischem Mönch seiner Hinrichtung durch den Scharfrichter zu entkommen. Als das Schwert begann seinen Hals zu durchtrennen, befand sich der Mönch bereits in tiefster Meditation. In dieser Meditation schaffte er immer mehr Gedanken in einem Moment zu denken, so dass die Zeit um ihn herum immer langsamer wurde, bis sie schließlich stehen bliebt. Schließlich schöpfte und nutzte er die Sekunden derart, dass die Zeit für ihn unendlich und er selbst ein Selbst wurde. Heute noch zwei Tausend Jahre später ist dieser Mönch nie gestorben, obwohl er gestorben ist.

Dog galloping slow motion

Die Schnelligkeit als Selbstzweck - By Photos made by Eadweard Muybridge Animation by User Waugsberg Public domain, via Wikimedia Commons

Effizienzphilosophie nimmt daher eines in den Blick: Uns selbst. Wir wollen mehr Zeit, weil es letztlich um uns und die Menschheit geht und dies sollte jedem beim Steigerungsversuch klar sein. Ihr arbeitet schneller, um noch mehr genießen zu können. In der absoluten Geschwindigkeit schließlich liegt die absolute Ruhe

Noch zum unsystematischen Abschluss ein paar Gedanken, die nicht mehr passen, aber auch nicht vorenthalten bleiben sollen: Im Ausland gibt es einen guten Witz: Warum haben die Deutschen keinen Humor? Weil es nicht effizient genug ist. Effizienz aber ist in vielen Bereichen unerlässlich, so im Ego-shooter-Sport. Dies führt dann soweit, dass eigens Tastaturen dafür angefertigt werden und die Spieler effizientere Tastsystem entwickeln. Eine derartige Tastatur mal im Folgenden Video und im Sinne einer Selbststeigerungsphilosophie bis demnächst und denkt daran: Jede Sekunde zählt.

So ich hoffe, der Beitrag war unterhaltsam und gleichsam informativ. Wenn ja, dann zögert nicht und abonniert. Wenn ihr auf dem Laufenden bleiben wollt, dann added mich doch bitte bei Google+, abonniert mich per E-mail oder tretet der Facebookgruppe oben rechts bei. Ein RSS-Feed ist natürlich auch vorhanden sowie eine Pinterestwall zum Thema Lernen.Norman Schultz
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Wie Monitoring uns hilft – Schach-lernen mit System

Ich habe nun damit begonnen, intensiver Schach zu lernen. Dort gibt es noch einige Fortschritte, die sich eindeutig messen lassen (im Gegensatz zu den elitären Geisteswissenschaften). Mein näheres Ziel ist es eine Wertzahl von 2000 zu erreichen, die ich in Pittsburgh bereits besitze, allerdings entspricht dies einer zufälligen Berechnung und nicht meiner Spielstärke. Ich hatte an einem Turnier teilgenommen und bisher nicht verloren.

Um nun diese Wertzahl zu rechtfertigen, will ich in Zukunft systematischer an das Spiel herangehen. Nach meinem Doktorstudium ist mein Ziel dann eine nationale Meisternorm zu erreichen. Ich weiß nicht, ob dies utopisch ist, aber dies werde ich noch herausfinden. Während der Doktorarbeit ist dafür noch nicht der „Spielraum“ gegeben.

Wie lernen?

Neuere Studien beweisen nun, dass ein regelmäßiges Monitoring, zum Beispiel das regelmäßige Erfassen vom Gewicht während einer Diät, tatsächlich den Erfolg wahrscheinlicher machen. Die Folgende Studie hat vor allem eine Abnehm-app für das Smartphone untersucht und konnte diesen Zusammenhang nachweisen. Für Erfolg ist also Monitoring erforderlich und dies will ich in Zukunft verstärken (wie ich dies in der Philosophie erreichen will, weiß ich noch nicht, denn es erscheint mir, hier geht es nur um Eliten).

Chess.com hat nun ein gutes Monitoring entwickelt. Die Taktik-App kostet 7 Dollar im Monat (wobei darin viele andere Dinge inbegriffen sind. Es ist auch möglich das Ganze für 49 Dollar im Jahr zu buchen). Nun sitze ich hier also und löse eine Taktik-Aufgabe nach der anderen. Seit zwei Tagen mache ich das nun und heute morgen, habe ich eine 1900-1950 im Taktikbereich erreicht. Am Abend ging es dann regelmäßig bergab (ich kann also gleichzeitig meine Leistungskurven feststellen). Der Vorteil gegenüber dem Buch zeigt sich klar. Chess.com listet darüber hinaus meine Fortschritte und Schwächen in den verschiedenen Taktikfeldern auf. Ich wünschte ich hätte eine solche App für jeden Bereich. P.S. Der Chess.com Zugang kostet mich sieben Dollar im Monat, für ein konsequentes Monitoring in diesem Bereich ganz gut und günstiger als ein Lehrer. Über ein ähnliches Programm zur Intelligenzsteigerung, nämlich Lumosity, habe ich ja bereits berichtet.

Im Übrigen kann ich meine Wertzahl bei Chess.com auch vergleichen. Im Bereich einer Wertzahl von 1850-1950 bin ich unter den besten 3500 Spielern von 90.000 Mitgliedern. Damit gehöre ich zu den besten fünf Prozent. Da nun aber sicher viele mal nur aus Neugier reingeschaut haben, können wir diese Zahl vielleicht auf die Hälfte von Nutzern reduzieren. Ich schätze mich selbst dennoch zu den besten 15 Prozent. An Duquesne University bin ich womöglich der zweitstärkste Spieler, was aber nicht viel zählt.

Um die nationale Meisternorm anzupeilen, müsste ich wohl im taktischen Bereich eine 2200 erreichen und ebenso im Wertzahlbereich. Das wird sehr schwer werden, aber ich wäre sehr froh, wenn ich dies erreichen könnte und es ist gut, Dinge mit einem Ziel zu spielen.

Kommentiert! Nutzt ihr auch solcherlei Apps? Irgendwelche Erfolge? Wenn ihr auf dem Laufenden bleiben wollt, dann added mich doch bitte bei Google+, abonniert mich per E-mail oder tretet der Facebookgruppe oben rechts bei. Ein RSS-Feed ist natürlich auch vorhanden sowie eine Pinterestwall zum Thema Lernen.

Norman Schultz

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Ultra-Lernen, Feyman-Technik und Lernfehler

Auf Study-Hacks findet sich nun ein interessanter Beitrag zum Thema „Ultra-Learning„. Study-Hacks ist eine Website, auf der eine Assistenz-Professorin aus Georgetown (Washington) versucht, herauszufinden, was die Muster von Erfolg und Intelligenz sind. Diesmal hat sie einen Kollegen beobachtet, der offenbar unglaublich viele Resultate liefert. Sein Erfolg begründet sich allerdings nicht darin, dass er jedes Problem lösen kann, sondern er lernt Methoden und Techniken und sucht sich dann zu diesen Methoden die entsprechenden Probleme. (Titelbildakkredition: By English: see description field (http://www.bassenge.com) [Public domain], via Wikimedia Commons).

Feyman-Methode, um zu lernen

In diesem Video erklärt Scott H. Young die Technik von Richard Feynman, um überhaupt zu lernen.

Diese Lerntechnik enthält im Wesentlichen, dass wir die Ideen jemand anderem Unterrichten müssen, um sie wirklich zu erlernen. Der Ansatz ist interessant und reduziert das zu Lernende auf Plausibilität. Was erscheint uns selbst als Greifbar steht im Mittelpunkt jeder Lernerfahrung.

Lehrer verstehen hierbei zumeist nicht, dass es nicht um das Verständnis bei ihnen geht, sondern dass die Studenten involviert sein müssen. Plausibel sind Dinge, wenn wir sie selbst in voller Kraft nachvollziehen. Lehrer lernen unglücklicherweise beim Lehren am Meisten, obwohl ihr Auftrag ist, den Schülern etwas beizubringen. Was kann nur die Lösung sein? Wir müssen Schüler zu Lehrer machen.

Hier gibt es ein weiteres Video, wo Young eben sich selbst unterrichtet. Sein Ziel ist es, das anspruchsvolle MIT-Studium in 12 Monaten anstatt in vier Jahren abuzschließen.

Selbstlernen ist für Young die Zukunft. Tatsächlich zeigt sich, dass Lehrgebäude im Grunde nur die Kraftfelder sind, die uns mit unterschiedlichen Techniken zum Lernen bringen, zumeist aber zwingen sie uns nur. Wir wären mit Sicherheit schockiert, wieviele Stunden aus der Schule wir eigentlich streichen könnten, und doch würden wir erfolgreich werden. Meine Vier in Chemie hat mir nie geschadet, obwohl ich gerne Chemie lernen würde. Ich wählte es ab und machte mein Abitur sehr Effizienz orientiert.

Wer mehr über Scott Young erfahren möchte, kann auf seinen Blog gehen: http://www.scotthyoung.com/blog/

Nun kommen wir noch zu einer anderen Frage: Glaubt ihr eigentlich noch an die Lerntypentheorie? Gleich, was ihr antwortet, wie kommt ihr zu diesem Glauben?

Problem an unseren Methoden ist, dass sie selten gedeckt sind. Die Lerntypentheorie bestätigt sich in Studien nicht. Gar behindert sie. Gleichwohl haben wir diese Technik hier noch in unserer Lehrorientierung kennengelernt. Eine gute Serie zum Thema „Lernen“, die sich vor allem auf Studien beruft, gibt es nun aus Stanford (äh ich meine Samford, da habe ich mich wohl elitär verhöhrt)

Interessant hier, ist das Selbstvertrauen eher den Lernerfolg schwächt. Studenten, die ihre Fähigkeiten überschätzen, schneiden zumeist schlechter ab, als Studenten die ihre Fähigkeiten unterschätzen. Dies sei eine Theorie der Meta-Erkenntnisse und diese Metalernen soll ja hier auch im Mittelpunkt stehen.

Norman Schultz

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Wie Kinder lernen – Was wir von Inklusionsschulen lernen können

Ein ganz interessanter Beitrag zum Inklusionsunterricht findet sich derzeit auf 3sat. Unbedingt mal reinschauen! Es geht um eine Schulklasse mit ganz unterschiedlichen Begabungen, wobei die Hälfte der Schulklasse „Normalos“ sind, die andere Hälfte Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen. Überraschend ist, dass es funktioniert, wobei die Isolierung von behinderten Menschen aufgehoben wird.

Die Einbindung der Behinderung in unser allgemeines Selbstverständnis hatte ich ja schon mehrfach besprochen:

Der revolutionäre Ansatz dieser Schule begründet sich nun in einer veränderten Betrachtung des Unterrichts. Es geht nicht darum, den Kindern ein Tempo vorzugeben,  sondern darum mit Menschen gleichen Ranges zusammenzuarbeiten. Für viele mag dies befremdlich klingen. Es ist ungewohnt, Kinder als gleichwertig zu betrachten, da wir schließlich gewohnt die elterliche Autorität sind. Dabei ist das Wort „Kind“ jedoch genau benommen eine Diskriminierung ganz ähnlich dem Wort „Behinderter“. Wir behandeln Kinder von einer Allmachtsposition, die sich gegenüber anderen Erwachsenen selten behaupten lässt. Demnach glauben ja Eltern auch noch, dass sie ihre Kinder schlagen könnten oder auch nur zurechtweisen dürften, ohne ausreichende Begründungen aufzubieten. Ich hingegen behaupte, dass wir kaum einen Standard für unser Wissen haben. Alles was wir rechtfertigen könnten ist Pragmatik, die sich eben nur in Diskursen ergibt und so müssen wir jeden Standard mit dem Kind ausfechten. Wenn wir Kindern beispielsweise eine Sprache lehren, die sie dann niemals in ihrem Leben anwenden und sie dafür aber mit einer Fünf nicht versetzen, dann behaupten wir ein Wissen, dass für die Entwicklung womöglich irrelevant sein wird. Eine Sprache muss zum Beispiel an das ernsthafte Interesse gebunden sein, dieses andere Land auch mal in der Art zu bereisen. Diskutieren wir dies nicht mit dem Kind und geben die Wahl, dann geht der Unterricht fehl.

Wir müssen uns daher generell fragen, welche Standards wir unterrichten und zumeist sind diese willkürlich. Blicke ich zurück, so erscheinen mir gerade Lesen, Schreiben und Rechnen als relevant. Die anderen Fächer gaben sicher eine Lernatmosphäre, aber optimal waren diese nicht. Meiner Entwicklung haben diese Fächer eher selten beigetragen. Obwohl ich über den Unterricht hinaus immer sehr interessiert war, konnte die Schule doch nur ganz und gar oberflächlich verfahren und dieses oberflächliche Wissen dann in Tests abfragen, die ich in der Regel eher schlecht bestand.

Wir lernen schnell grossplakat

Autorität ist wohl vorrangig, was wir in der Schule lehren. Übrig bleibt Elitarismus By Manfredspies (Own work) CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0), via Wikimedia Commons

Es geht in unserer Gesellschaft nicht darum, alle nach dem gleichen Standard zu bewerten, sondern auf Spezialisierungen hinzuarbeiten. Dies um schließlich die Arbeitsteilung weiter voranzutreiben und überhaupt Selbstständigkeit und Wissensdrang zu erwerben. Diese ökonomische Sicht bedeutet auch, dass wir eine generelle Höherqualifikation anstreben. Für den Unterricht bedeutet es, dass wir die Individualität wahrnehmen und eher fördern, als nach Defiziten Ausschau halten. Obwohl dieses vor allem einem Markt entspricht, der nun die Selbststeigerung als Pflicht in den Mittelpunkt stellt, so erscheint mir doch hier eher das Wesen des Menschen zu entstehen, als dass wir es mit Autorität erreichen würden. Der Mensch gehorcht seinem Ursprung nach nicht der Autorität und wenn, dann war sein Wesen stets eine Revolution gegen diese Autorität. Die Emanzipation von der Inklusion in die Natur war ein Zeugnis hiervon.

Meine Argumentation bedeutet darum auch eine Ablehnung des Begriffs „Allgemeinbildung“. Nach der Wissensexplosion der vergangenen Jahrzehnte wandelt sich ohnehin die Bedeutung des Allgemeinwissens. Wissen ist nicht mehr an die Autorität des vermeintlich Allgemeinen gebunden, sondern entsteht im Besonderen. Kaum noch jemand betrachtet Latein und Griechisch als bedeutend und obwohl ich alte Sprachen studiert habe, stimme ich diesem gänzlich zu. Rückblickend würde ich eher Sprachen erwerben, die mir dann im Praktischen auch zu tatsächlichen Kontakten verhelfen und so meine Lernerfahrungen potenzieren. Es kann allerdings sein, dass bestimmte Spezialisierungen ein Interesse an diesen Sprachen wecken. Lernen ist aber gebunden an lebensgeschichtliches Interesse und dieses muss kommuniziert werden.

Bei der Individualisierung der Lernprozesse geht es nun genau um die Einbeziehung des ganzen, menschlichen Wesens. Hier sind wir kein stiller, körperloser Beobachter. Wir sind kein totes, jenseitiges Auge, sondern wir haben Emotionen und wollen in das Lernen selbst involviert sein; uns zum Lernstoff verhalten. Hierbei kommt der Lehrer als Trainer ins Spiel, der nicht seine Vorgaben erzieht, sondern den Lernenden bei ihren selbst erarbeiteten Standards hilft. Wir brauchen uns nur an die perfekten Figuren der Hollywoodstars erinnern und wir wissen, dass diese vor allem durch Personal Trainer kreiert werden. Personal Trainer motivieren und lokalisieren die individuellen Lernfelder. Gleiches gilt sodann für die Spezialbegabungen aller Schüler. So können wir dementsprechend und schließlich von der Inklusionsschule lernen, was es heißt generell das Individuum und nicht die Autorität in den Mittelpunkt des Lernens zu stellen.

Norman Schultz

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Schnelllesen – 300 Seiten Bücher in 30 Minuten lesen? Zum Mythos des Schnelllesens

Lesen ist eine der wesentlichen Techniken, um sich Wissen anzueignen. Gleichwohl es immer mehr Podcast gibt und das Internet seine Bildqualitäten erweitert, immer noch fordert unser Geist das langsame Durchdringen von Argumenten von Buchstaben, die uns nicht davon rennen. Texte und Bücher haben nach wie vor eine immense Bedeutung. So ist es auch von immer größerer Bedeutung schnell zu lesen, um in einem ersten Zug zumindest das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen und sich dann dem langsamen Lesen zu widmen. In diesem Beitrag geht es daher um den Mythos des Schnelllesens (Titelbildattribution: By Anthony Berger, photographer. Brady National Photographic Art Gallery (Washington, D.C.) [Public domain], via Wikimedia Commons).

Lonely Reader - A5

Philosophie und die Grenzen des Lesens (CC_Foto von h.koppdelaney)

Für Wissenschaften sei angeblich ein hohes Lesepensum erforderlich. Diese Einschätzung teile ich nicht ganz, da meines Erachtens die Diskussion von wissenschaftlichen Ansätzen und die produktive Aneignung durch Vertextung im Mittelpunkt steht. Es geht nicht um passives Lernen, sondern darum durch eigene Vertextung und Diskussion relevantes Wissen zu aktiveren und zu kritisieren, um sich schließlich zu entwickeln. Dennoch kann dabei eine schnelle Lesefähigkeit nicht schaden. Es gibt derweil tatsächlich hohe Lesegeschwindigkeiten, die tatsächlich erlernbar sind. Wikipedia listet etwa: Sean Adam aus den vereinigten Staaten. Sein Lesegeschwindigkeitsweltrekord steht bei unglaublichen 3850 Wörter pro Minute. Dies bedeutet grob geschätzt 14 Seiten pro Minute. Ein 300- seitiges Buch ließe sich so weniger als 30 Minuten lesen. Der Witz an der Sache ist gar, dass wenn jemand diese Technik beherrscht, er den Inhalt sogar besser aufnehmen kann, da das Gehirn sich von der Langeweile des langsamen Lesens nicht ablenken muss. Auch die Augen werden durch weniger Bewegung, die beim Schnelllesen erforderlich sind geschont.  Was ist aber dran an den Lesetechniken, die 10.000 und mehr Wörter pro Minute versprechen?

Probleme beim Schnelllesen

Bundesarchiv Bild 183-J0604-0020-001, Leipzig, Deutsche Bücherei, Lesesaal

Lesebunker - Interessant wie die Gesellschaft den romantischen Leser transformiert - Bundesarchiv, Bild 183-J0604-0020-001 / Raphael (verehel. Grubitzsch), Waltraud / CC-BY-SA CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en), via Wikimedia Commons

Seit meinem 16. Lebensjahr beschäftige ich mich neben der Philosophie nun mit den Techniken des Schnelllesens. Ich wollte vor allem viele Inhalte schnell und nachhaltig aufnehmen. Hierbei habe ich mir verschiedenste Techniken antrainiert, die es mir ermöglichten Texte schnell und vor allem genau aufzunehmen. Zum Training verwendete ich viele Bücher, die ich allerdings allesamt nicht empfehlen kann. Es gibt kein gutes Buch zu diesem Thema, da es ohnehin um das individuelle Training mit einem Experten ankommt. Peter Rösler, selbst Experte im Schnelllesen, erhebt folgenden Einwand gegen die meisten Wunderbücher :

„entweder das Buch taugt nicht zur Lesebeschleunigung, oder das Buch basiert auf dem verfehlten Hoch-Üben“

Eine Erfahrung, die ich durchaus bestätigen kann. Die meisten Bücher setzen auf die Verringerung der Subvokalisation (das heißt der Effekt, dass unser Kehlkopf automatisch mitschwingt, wenn wir an ein Wort nur denken) als auch auf der Verhinderung von Regressionen (das heißt, dem beständigen Zurückspringen im Text, wenn wir etwas nicht verstanden haben). Zumeist sind diese Ansätze dann mit einer dünnen Theorie unterfüttert, wo am Ende mehr Versprechungen als Resultate übrig bleiben.

Was ich aus diesen Büchern aber zumindest erreichen konnte, waren Lesetemposteigerungen um das zwei- bis dreifache, was dann zu Lesegeschwindigkeiten von maximal 1000 Wörtern pro Minute führte. Ich übte an guten Suhrkamp Büchern und schaffte vielleicht drei Seiten pro Minute, was ungefähr dieser Lesegeschwindigkeit entsprach. Von philosophischen Büchern die „Wissenschaft der Logik“ des Philosophen Hegel war allerdings nicht zu träumen. Um ganz ehrlich zu sein, dort quäle ich mich noch heute in 10 Minuten-Sitzungen über nur eine Seite (Ich verstehe daher nicht, dass die Amerikaner glauben, das Buch tatsächlich in einem Semester abhandeln zu können). Die ersehnten 10.000 Wörter pro Minute, die Techniken wie das Photo-Reading versprachen, blieben aus. Es wäre auch zu schön gewesen, das Buch „Kritik der reinen Vernunft“ des Philosophen Kant in 30 Minuten zu vernaschen.

Bundesarchiv Bild 183-77224-0001, Auszubildener aus Kamerun Zeitung lesend

Die Zeitung in drei Minuten lesen? Bundesarchiv, Bild 183-77224-0001 / CC-BY-SA CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en), via Wikimedia Commons

Die Grenzen des Schnelllesens und die Grenzen des Übens

Den Text nur noch optisch aufnehmen, bedeutet eine Schallmauer zu durchbrechen und Texte wie ein Bild zu verarbeiten. Einer liest dann mit dem „Schwingfinger“, seine Augen versuchen nicht Sätze von Anfang bis Ende zu lesen, sondern in einer Bewusstseinseinheit aus Seitenelementen zusammenzusetzen. Jedoch mehr als oberflächliches Lesen kommt beim autodidaktischen Lesen nicht heraus. Einer irrt mit seinen Augen über Worttürmchen, die beständig breiter werden. Er versucht dabei seine Blickwinkel zu weiten, aber was kommt dabei heraus? Nicht viel außer, dass einer sich selbst verwirrt.

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Wenn ein Hund in ein Buch hinein schaut, kann kein Genie herausblicken By Master of Catherine of Cleves, Lieven van Lathem (illuminators) Public domain, via Wikimedia Commons

Die Pseudowissenschaftsszene der Persönlichkeitsentfaltung verkauft dabei alles. Ohnehin glauben ja Manager an ihren eigenen Erfolg als unabhängig von der Gesellschaft, warum also auch nicht an anderen Unfug? Die die Szene protzt dabei mit Begriffen: Dynamisches Lesen, Photographisches Lesen, Speed-Reading, Photreading, Scan-Reading (30 – 90.000 WpM !) und Alpha-Wellen-Lesen. Je tiefer ich in die Szene der dubiosen Bücher vordrang, desto verquaster wurden die Begriffe. Ich bin mir sicher, wäre ich diesen Pfaden gefolgt, so würde ich heute nicht Philosophsein (was schon genügend verrückt ist), sondern in irgendeinem weltfremden Sex-Kloster in Swaziland sitzen und über Inschriften in Grashalmen meditieren, sowie merkwürdigen Sex haben.

Das Kurioseste war wohl Alpha-Wellen-Reading. Dieses war wohl der abgehobenen Idee aufgesessen, dass unser Gehirn schließlich jeden Moment speichere. Der Undercover-Agent „Unterbewusstsein“, der uns stets begleitet und insgeheim wie in einer Verschwörung gegen unser Bewusstsein die Strippen zieht, konnte im Alpha-Wellen-Modus des Gehirns aktiviert werden und so intensiv das Gelesene zugänglich machen.

In der Regel waren diese Bücher nur der Einstieg in die Hoffnung auf Persönlichkeitsentfaltung. Wer tiefer in diese Persönlichkeits-management-theorie hinabstieg, konnte auch erfahren, dass das gesamte Weltwissen in einer geheimen Meditationsebene gespeichert wäre, die nur zugänglich gemacht werden musste. Eine innere Bewusstseinssperre sollte nur entriegelt sein, um den Weg zur grenzenlosen Genialität freizugeben. Und wer glaubt nicht insgeheim, dass in ihm hinter einer noch nicht entdeckten Grenze ein Genie verborgen sei? Dieser Riegel vor dem inneren Geist würde nur geöffnet werden müssen und der Einfall des Lichts in die Unterwelt des Unterbewusstseins würde unser selbst zum Guten wenden.

Die Szene der Bewusstseinssteigerung

Wohl ist es jener Mangel an Bildung über Wissenschaftlichkeit, der die Menschen in diese Kreise hinab stößt. Scientology entwickelte schließlich auch ein abgehalfteter Science-Fiction Autor, der mit einer Mischung aus schlechter Philosophie, Religion und Psychologie eine Religion aufbaute. Ron Hubbard war wohl einer der ersten, die das Interesse nach Selbststeigerung, das eigentlich der Philosophie und Religion als Überzeugung zu Grunde lag, entsprechend kommerzialisieren konnte, indem er eine Religion daraus machte: Die Religion der Persönlichkeitsentfaltung.

Einst war ich in der Scientologyzentrale in Hamburg und hatte auf eine komplexe Gehirnwäsche gehofft. Ich wollte sehen, wie dies geht, mehr als Unfug konnten sie mir aber nicht erzählen. Auch die transzendentale Meditation verfährt ähnlich. David Lynch, der mir mit fuchtelnden Armbewegungen sein erleuchtetes Gehirn vorstellte, konnte mich ebenfalls nicht bekehren. „The whole brain enlightened“ betonte er als er von angeblichen PET-Scans transzendental Meditierender sprach. Doch seine Methode der transzendentalen Meditation hat wohl ähnlich nur mit Wunschdenken zu tun. Den meisten dieser Anhänger würde ein grundständiges Studium der Philosophie mit dem Schwerpunkt auf Wissenschaftstheorie nicht schaden.

Aber halt! Vielleicht gehe ich zu weit, denn trotz aller abschreckenden Beispiele glaube ich dennoch an die Techniken des Schnelllesens. Doch wo beginnt es mit der Seriösität? Den viel nüchterneren Ausdruck „Schnelllesen“ ist eher zu vertrauen. In der Organisation um das „Echte Schnelllesen“ vereinen sich dann auch viele Wissenschaftler und Professoren. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn die deutschen Schnelllesegurus, die Michelmanns, geben bei ihrer eigenen Technik selbst  Lesegeschwindigkeiten von 10.000 Wörter Wörtern pro Minute an. Da kommt einem doch schnell die Frage in den Sinn, warum sie dann nicht den Weltschnellleserekord halten.

Bundesarchiv Bild 183-1985-1122-013, Leipzig, Deutsche Bücherei, Lesesaal

Uniformierte Leser - Bundesarchiv, Bild 183-1985-1122-013 / Grubitzsch (geb. Raphael), Waltraud / CC-BY-SA CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en), via Wikimedia Commons

Gibt es also echtes Schnelllesen? Wer nun hofft in einen Kurs investieren zu können, den  muss ich allerdings enttäuschen, der Kurs ist sehr teuer und die Erfolgsquote sehr gering. Im nächsten Beitrag dazu werde ich euch den Preis verraten. Bis dahin könnt ihr ja davon träumen wie es wäre Kim Peak zu sein. Der Autist kann mit jedem Auge jeweils eine Buchseite gleichzeitig lesen und erinnert sich an ca. 99 Prozent des Gelesenen im Wortlaut. Es gibt diese Möglichkeiten also, die Frage ist allerdings, ob sie jedem zugänglich sind. Als Philosophmuss ich allerdings betonen, dass es auch auf die Qualität und auf die Verwertung des Gelesenen ankommt. Durch gute Selektion ist auch vieles zu erreichen, aber dazu später mehr.

Ihr könnt auch meine anderen Artikel zum Thema Lesen nachschauen.

Echtes Schnelllesen

Über Kommentare würde ich mich auch freuen. Worüber sollte ich zum Beispiel hier berichten, was sollte ich recherchieren? Würde euch mehr über mich interessieren?

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Veröffentlicht unter Lesen lernen | 1 Kommentar