Dein Feind der Lehrer oder Lehrer als Trainer?

In diesem Beitrag geht es um die Frage, ob Lehrer an den Schülern ihre Minderwertigkeitskomplexe kompensieren. Es ist zugleich auch die Frage, ob Lehrer ohne Praxisbezug ihren Lehrauftrag überhaupt ausüben können, da ja Ziel ist Schüler stets für die Praxis auszubilden. Gemeinhin nehmen wir an, dass Lehrer den Schülern überlegen sind, der Beitrag zeigt hingegen, dass das Verhältnis umgekehrt ist, denn der Lehrer rechtfertigt sich nur durch Schüler, die später Praktiker sind und ein Wissen ausüben, dass er niemals besaß. Der Lehrer ist Diener, doch in deutschen Schulen ist er Elite.

In unserem Department rümpfen einige unserer Teaching Assistants regelmäßig und arrogant die Nase über ihre „blöden“ Bachelorstudenten. Wenn diese dann Arbeiten abliefern, die in der Tat manchmal wenig Qualität haben, dann ist dies Grund für die Teaching Assistants die Studenten durchfallen zu lassen. Der Fehler aber liegt bei Ihnen, denn ihre Aufgabe ist es, das wissenschaftliche Arbeiten zu unterrichten. Würden die Studenten bereits beherrschen, was sie später können sollen, dann wäre schließlich die Mühe der Teaching Assistants vergeblich. (Titelbild: By anonymous 19th century painter (http://www.hampel-auctions.com/) [Public domain], via Wikimedia Commons)

Winslow Homer - The Country School

Lehrer als Autorität? Lehrer sind Schülern unterlegen, da sie niemals in die Praxis gehen, aber es doch wohl das Ziel der Schüler ist. Winslow Homer Public domain, via Wikimedia Commons

In der Zeit wird nun die Einstellung zu dummen Studenten bzw. Schülern als deutsche Eigenschaftbeschrieben. Einige Lehrer sind ja derart mit Weisheit belesen, dass sie lieber „Fächer anstatt Schüler“ unterrichten würden. Dabei muss dem Lehrer doch klar sein, dass er es in seinem Beruf niemals zur Praxis gebracht hat, andere aber zur Praxis anleiten soll. Der Lehrer tritt also mit einer stetigen Minderwertigkeit gegenüber dem zukünftig besseren Schüler vor die Klasse. Etwas, was der Lehrer nicht kann, soll er unterrichten. Schließlich wollen wir nicht Lehrer heranziehen, sondern Schüler, die zu etwas werden, was der Lehrer nicht ist.

Wissen ohne Praxis ist leer, daher stellt sich auch die Frage, wie es sein kann, dass Lehrer ohne Praxisbezüge an den Universitäten und Schulen ihren Alltag fristen. Sollten Lehrer verpflichtet werden, auch in anderen Bereichen Praxissemester zu verbringen?

Vladimir Makovsky - Teacher Visiting a Village

Wieviele Lehrer kämpfen mit Minderwertigkeitskomplexen, die an ihren Schülern kompensiert werden? Vladimir Makovsky Public domain, via Wikimedia Commons

Ein Fehler unseres Lehrsystems liegt wohl aus diesen Gründen darin, dass es immer mehr um automatisierte Ausbildung geht als um den Praxisbezug. Auch an der Universität ist dies deutlich. Die Lehrkörper kompensieren stets ihre Minderwertigkeit. An der Universität war dies stets deutlich, wenn sich einige Professoren immer wieder beschwerten, dass sie in der Wirtschaft schließlich viel mehr Geld verdienen würden. Ein Jammer, dass diese Professoren es niemals in die Wirtschaft geschafft haben und nun den Studenten zu Last gelegt werden. Ein guter Lehrer muss akzeptieren, dass er dem Schüler unterlegen ist. Dies muss kein Autoritätsverlust bedeuten, wie der Zeitartikel am Beispiel Schweden zeigt. Verwundert zeigen sich da Deutsche, dass die Lehrer zugleich am ersten Tag ihre Handynummer bereitwillig weggeben. Die Lehrer-Schüler-Verhältnisse also in ihrer Professionalität enthierarchisiert? Für den Besserlehrer in Deutschland unvorstellbar.

Auch am Schach lässt sich ein weiteres Beispiel finden. Der Weltmeister, obwohl er der beste Spieler der Welt ist, hat zugleich stets einen ganzen Trainerstamm. Gleichwohl diese Trainer nicht diesselbe Klasse wie der Weltmeister besitzen, so funktioniert doch das Verhältnis in einer wunderbaren Symbiose, die über klassische Autoritätssystem (wie zum Beispiel die Universitätsphilosophie) hinweg geht. An der Universität wird zumeist nur elitäres Gehabe reproduziert und irgendwoher müssen es die Studenten ja haben.

Anker Die Dorfschule von 1848 1896

Wissen, im falschen Umfeld. Elite als zentrales Unterrichtsthema Albert Anker see page for license, via Wikimedia Commons

Ähnlich analysiert das Problem Andreas Giermaier unter dem Titel „Der Feind des talentierten…„. Der größte Mangel der Schule lasse sich darin beschreiben, dass eine prinzipielle Ausrichtung auf Fehler stattfinde. Anstatt die Stärken zu fördern (so wie es jeder Schachtrainer mit seinem Schützling macht) gehe es vor allem darum die Schwächen ins Visier zu nehmen. Vieles spricht dafür, dass die Lehrer hier ihre Machtposition missbrauchen und sich vor den Schülern Anerkennung für sich selbst sichern. Offenbar so beruft sich Giermaier auf eine McKinsey-Studie liege der Fehler in der falschen Auswahl des Lehrpersonals und tatsächlich ist etwas dran (wenn auch mit Sicherheit nicht für alle Lehrer zutreffend), dass Lehrer im Studium eher desinteressiert an den Lehrinhalten sind und behaupten, ihre Karriere den Schülern zu widmen. Verkehrt ist dies nicht, aber offenbar haben wir weniger Interesse daran, die besten für den Lehrer-Job zu rekrutieren als den Beruf des Lehrers als fertigen Beamtenjob zu etablieren. Der Lehrerberuf strahlt eine bestimmte Sicherheit aus, die gerade das Praxisinteresse an dem Zu-Lernenden in den Hintergrund treten lässt und die eigenen Interessen an einem sicheren Job in den Mittelpunkt rückt. Lehrern geht es daher nicht um den Praxisbezug, sondern in erster Linie um die Sicherheit ihrer Bezüge.

Ich bezweifle damit nicht, dass es andere Lehrer gibt, aber das Feindschaftsverhältnis zwischen Schülern und Lehrern gerade in Deutschland setzt ein deutliches Zeichen.

So ich hoffe, der Beitrag war unterhaltsam und gleichsam informativ. Wenn ja, dann zögert nicht und empfehlt ihn weiter. Wenn ihr auf dem Laufenden bleiben wollt, dann added mich doch bitte bei Google+, abonniert mich per E-mail oder tretet der Facebookgruppe oben rechts bei. Ein RSS-Feed ist natürlich auch vorhanden sowie eine Pinterestwall zum Thema Lernen.

 

Norman Schultz

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2 Antworten auf Dein Feind der Lehrer oder Lehrer als Trainer?

  1. zum ERSTEN Teil, nämlich der Erwartungshaltung den Studenten oder Schülern gegenüber http://www.npr.org/blogs/health/2012/09/18/161159263/teachers-expectations-can-influence-how-students-perform
    Schon in den 1970ern erzählte Vera F. Birkenbihl vom so genannten Rosenthal-Experiment, bei dem eine Schulklasse zufällig zweigeteilt worden war:
    ein Teil bekam das Etikett „schlau“,
    der andere „unterdurchschnittlich“.
    Dies wurde so an die Lehrer kommuniziert.
    Rate mal wie die Leistungen der beiden Gruppen (zufällig zusammengestellt) am Ende des Schuljahres waren?
    Ja genau: die die als „schlau“ eingeschätzt worden waren, erhielten signifikant bessere Noten (mehrere Notengrade!) als die Vergleichsgruppe…. vfb nannte dies auch den PYGMALION-Effekt (nach GB Shaw) was WIR erwarten oder dem andren zutrauen, hat Auswirkung auf dessen „Performance“!

    Wie wir aus der Misere rauskommen können hab ich hier skizziert: http://lernenderzukunft.blogspot.co.at/2012/01/talente-fordern-als-weg-zum-erfolg.html
    Die Basis ist wictig und die Frage danach Welche Kompetenzen wir WIRKLICH brauchen (zB WIE man effektiv lernt und wie ich mich verhalten muss, um erfolgreich zu sein im Leben)

    Ob es sich wirklich lohnt einem der Mathe liebt und genial darin ist, Latein zu verordnen mit dem er dann zigzig stunden verbrirngt obwohl er es hasst?
    Ok wenn er schon ne Sprache lernen soll, dann wenigstens mit der Methode die wissenschaftlich am aktuellen Stand der Lern und Gehirnforschung ist (= GEHIRN-GERECHT), einverstanden? Und da gibts einiges.
    Vokabelpauken und Grammatikstrebern ists schon mal nicht,…

    Die Auswahl des Lehrpersonals ist EIN Faktor.
    Die Ausbildung, das Handwerkszeug ist ein weiterer, vielleicht der wichtigste und auch die kontinuierliche Weiterbildung. “

    Und ob wir nicht mit Selbstmanagement und Selbstkompetenz anfagen müssen und das nicht nur Top CEOs überlassen die sich dann ihre Coaches leisten können um das zu lernen:
    http://lernenderzukunft.blogspot.co.at/2012/10/schulfach-gluck.html

    Du merkst ich könnt da noch weiter und weiter schreiben, lass es vorerst.
    Ich WEISS es gibt viele motivierte und engagierte Lehrende da draußen. Freue mich darauf mit dem einen und der anderen in Kontakt zu kommen, Schulungen zu machen oder was immer es brauchen wird um mehr erfolgreiche und lernfreudige Menschen aus dem Bildungssysstem zu entlassen in eine Welt, in der kontinuierliches LERNEN eine DER Kompetenzen sein wird und auch schon ist

    • Die Studie ist mir bekannt. Ich habe darüber schon geschrieben, daher finde ich es auch so verwerflich, wie sich die Teaching Assistants arrogant auslassen.

      Ansonsten weiß ich nicht, was die Weiterbildung wirklich bringt, ich glaube nämlich, dass ein Lehrer einen durchweg geschulten Charakter haben muss. Mir war das Unterrichten schon immer sehr leicht gefallen, und ich konnte die Lehrinhalte verständlich und interessant aufbereiten. Was aber am Wichtigsten war: Ich konnte die Leute zum Generieren bewegen, zum Nachdenken.

      Wir müssen hier anscheinend noch vieles leisten.

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