Wie wir passiv lernen können – Suggestionsmaterial für passives Lernen

Zusammen mit dem Lernforscher Andreas Dückhofer habe ich ein Gespräch zum Thema passives Lernen geführt. Zunächst geht es mal wieder um die Lerntypentheorie, die ein Paradebeispiel für das Vertrauen in falsche Theorien darstellt. Danach entwickeln wir langsam einen Begriff vom passiven Lernen, wobei aktives Lernen vorzuziehen ist. Passives Lernen hat eher den Wert aktives Lernen vorzubereiten, andernfalls ist es nutzlos. Da es schwer ist, gutes, passives Lernen vorzubereiten, schlage ich am Ende vor, eher auf Suggestionsmaterialien zurückzugreifen, die eine langfristige Verhaltensänderung bewirken. Hier verweise ich auf meinen Youtube-Talk mit Alexander Schwarz, der sich selbst als Habit-Coach bezeichnet. Wir fragen uns wie wir unsere Gewohnheiten ändern können. Bildnachweis: By Wagner Machado Carlos Lemes from Goiânia, Brazil; derivative work by King of Hearts CC-BY-2.0 , via Wikimedia Commons

 

(Das Gespräch haben wir stark vereinfacht, um die wesentlichen Elemente deutlicher zu machen. Im ersten Teil gibt es theoretischer Erläuterungen zur Lerntypentheorie, wobei sich hier erklärt, was eine schlechte Theorie vom Lernen ist.)

Andreas Dückhofer: Welche Arten gibt es zu lernen?

Norman Schultz: Es ist sehr richtig, dass wir das Lernen für uns selbst klassifizieren sollten. Doch es stellt sich dabei auch die Frage, ob es womöglich nur eine Art gibt, wie wir lernen. Die Lerntypentheorie hat hier viel Schaden angerichtet, indem sie annahm, dass sinnliche Wahrnehmung gleich Lernen wäre und dabei überhaupt keine bewährte Theorie ist.

Andreas Dückhofer: Warum das?

Norman Schultz: An Universitäten unterrichtet man ein Modell, das keine wirkliche, empirische Forschung durchlaufen hat, sondern einfach nur hochgradig plausibel ist (mehr Informationen zur Lerntypentheorie hier unter Mythos Lerntypentheorie).

Dick York Bewitched 1968

Ein auditiver Lerntyp?

Andreas Dückhofer: Aber wenn es einleuchtend ist, dann sollte es doch auch wahr sein?

Norman Schultz: Mit der Wahrheit ist das so eine Sache. Zunächst haben wir eine Meinung, die andere vielleicht teilen, aber wenn es sich um empirische Fragen handelt, müssen diese Meinungen nicht auch tatsächlich der Fall sein. Plausibilität verweist daher zumeist nur auf eine logische Konsistenz, das bedeutet, dass Prämissen sich nicht widersprechen und eine Schlussfolgerung nahe legen. In etwa so:

Prämisse 1: Käse ist essbar.

Prämisse 2: Der Mond ist aus Käse.

Konklusion: Also ist der Mond essbar.

Dieses Schlussverfahren ist richtig, aber das Argument ist nicht wahr. Es wird problematisch, wenn wir Prämissen hineinschmuggeln, deren Wahrheitswert unbekannt ist. So zum Beispiel bei der Lerntypentheorie:

Prämisse 1: Ich lerne im Vergleich schlechter als andere.

Prämisse 2: Ich bin verschieden; ich bin ein anderer Lerntyp.

Konklusion: Es liegt an den schlechten Lehrern, dass ich schlechter lerne und nicht an mir.

Hier weiß ich doch nicht, ob ich wirklich anders bin und ob es Lerntypen gibt. Ich erkläre mir den Glauben an die Andersartigkeit durch den Glauben an Individualität, der gesellschaftlich unterstützt wird. Der Superindividualismus legt natürlich die Einzigartigkeit des selbstständigen Konsumenten nah; die Idee, dass wir vielleicht Gemeinsamkeit haben, ist doch heute Kommunismus. Aber ich will nicht polemisieren.

Aufgrund psychologischer Täuschung gibt es lückenhafter Schlussverfahren. Ich gehe daher nicht davon aus, dass es sich bei der Lerntypentheorie um eine logische Theorie handelt, weswegen ich es eher als eine Plausibilitätstheorie bezeichne. Bei diesen Plausibilitätstheorien können sich die Voreinstellungen gar unbemerkt widersprechen:

Voreinstellung 1: Jeder Mensch ist anders.

Voreinstellung 2: Es gibt verschiedene Lerntypen.*

 Andreas Dückhofer: Was ist daran falsch?

Norman Schultz: Nun, wenn jeder Mensch anders ist, dann kann es keine klassifizierbaren Lerntypen geben, dann lernt wirklich jeder absolut anders. Ich glaube jedoch, dass das Individualitätsargument dazu verleitet anzunehmen, dass es Lerntypen gibt, was natürlich logischer Unfug ist, was die meisten aber aus Denkfaulheit aushalten.

Ich im Gegenzug interessiere mich nicht für die Verschiedenheit im Lernen, sondern für das, was wir alle im Lernen gemeinsam haben. Selbst wenn es Lerntypen gibt, muss es bei allen etwas geben, dass wir „Lernen“ nennen. Dieses Lernen muss das gleiche sein. So glaube ich, dass wir alle lernen können. Ich bin zum Beispiel der Auffassung, dass jeder Lesen, Rechnen und Schreiben lernen kann.

Andreas Dückhofer: Aber das ist doch ein Allgemeinplatz.

Norman Schultz: Ist es nicht, wenn wir bedenken, dass man vor einigen Jahrhunderten annahm, dass es Menschen gibt, die eine natürliche Begabung haben zu lesen. Nach dieser Überzeugung, war es eine Art Adel, ein Gelehrter zu sein. Die Lerntypentheorie greift diesen Lernadel wieder auf. Jemand, der heute Mathematik beherrscht, ist nahezu von Gott in den Stand eines Gelehrten gehoben. Die Lerntypentheorie bleibt jedoch nur demokratisch, wenn wir davon ausgehen, dass wir jeden Lerninhalt in alle Lerntypen übersetzen können. Hier aber beginnt der praktische Blödsinn: Demnach sollten wir ein Institut gründen, dass Lerninhalte für olfaktorische Lerner übersetzt.

Aber nochmal ich nehme an, dass jeder alles lernen kann. Doch irgendwie wollen die Leute hierbei widersprechen. Auch wenn ich zwar dabei einsehe, dass es beim Lernen gewisse Dispositionen geben mag, ist das für mich zumeist Sozialdarwinismus. Das heißt, heute ist es gerade zu anerkannt, dass derjenige, der eine anständigere Bildungs-Biografie hat, ein besserer, wertvollerer Mensch sein muss. Wer viel weiß, darf viel Lob bekommen. Die anderen sollen in der Arbeitslosigkeit verrotten. Lebenslanges Lernen ist dabei kein motiviertes Lernen, sondern ein Ellenbogenlernen und eine Todeszelle für den einzigartigen Menschen, der immer noch mal anders werden soll als er schon ist.

Andreas Dückhofer: Gut, aber zurück zum Thema, gibt es verschiedene Arten des Lernens?

Norman Schultz: Genau hier bin ich mir nicht so sicher. Ich bin mir allerdings sicher, dass ich verschiedene Energieniveaus habe. Am besten lerne ich in einer Gemeinschaft, die mich fordert und meine Lernwege schnell korrigiert, wobei ich hier allerdings nicht nur passiv beobachte, sondern zur Aktivität aufgefordert werde (Dass Gemeinschaften besonders zur Umsetzung beitragen, haben wir ja schon hier und hier diskutiert). Energie steht hier zu Verfügung, weil andere mich entlasten, indem sie mir anstrengende Entscheidungsprozesse abnehmen. Wir lernen hier gut, wenn die anderen uns herausfordern. Wenn andere uns nur vormachen wird das natürlich auch nichts. Es lernt doch niemand das Schwimmen, wenn er nur zuschaut, sondern wenn er in einer wohlwollenden Gemeinschaft Vertrauen und Anspruch findet.

Andreas Dückhofer: Das heißt also es gibt kein passives Lernen?

Norman Schultz: Doch das gibt es. Allerdings bin ich mir nicht sicher, zu welchen Graden wir es benötigen, wenn wir die Möglichkeit zur Aktivität haben. Passives Lernen funktioniert zumeist nicht: Wenn ich beispielsweise einen Text nur lese, dann werde ich wenig gelernt haben. Studien (sehr detaillierte Studie) zeigen, dass vor allem ein zweites mal Lesen wenig bringt, da es nur den subjektiven Eindruck verstärkt, etwas zu verstehen. Lesen soll in zwei getrennten Arbeitsschritten erfolgen, erstens einer passiven Aufnahme, die zweitens das aktive, selektive und detaillierte Lesen vorbereitet. Dazu gibt es verschiedene Ansätze, wobei ich vor allem auf den Ansatz der Michelmanns verweisen möchte, was ich als das beste Buch zum Thema „Lesen“ einschätze.

Gerade aber zum Thema lesen findet sich im Internet viel Quatsch:

„Am besten lernt sich der Stoff, indem man den kompletten Text und eine Zusammenfassung mehrfach durchliest und sich zwischendurch kreative Pausen gönnt. Durch die ständige Wiederholung speichert das Gehirn auch schwierigste Konzepte früher oder später ab, selbst wenn man eins noch nicht so richtig verstanden hat.“ http://www.lernen-mit-grips.de/lernarten/

Ich möchte keinesfalls eine derart unbelegte Theorie zum Thema „passives Lernen“ vorschlagen. Das wäre dann schlicht sowas wie die Lerntypentheorie, wobei dann die Anwender abends nochmal ihre Schulhefte unter das Kopfkissen legen, weil sie glauben, das hätte entscheidende psychologischer Lerneffekte. Von solchem homöopathischen Lernen halte ich nichts.

Andreas Dückhofer: Das heißt, der Vorgang der Passivität ist nur vorbereitend für das Lernen?

Norman Schultz: Nun, ich vertrete die Auffassung, dass Passivität gänzlich durch Aktivität ersetzt sein sollte, wenn möglich. Aber niemand kann 24 Stunden durcharbeiten und beim Lesen gibt es Dinge, die man auslassen muss. Gewisse Ruhe und Motivationsphasen gehören auch zum aktiven Lernen dazu Es gibt viele Studien, die eine günstige Pausentechnik bestätigen. Wer hier sein Energiemanagement vernachlässigt, fährt gegen die Wand. Passives Lernen heißt daher für mich, Anreize zu setzen, Dinge richtig zu verarbeiten und die aktiven Lernphasen zu motivieren und vorzubereiten. Ich versuche hierbei eine eigene Praxis vom passiven Lernen vor allem für mich zu entwickeln und vielleicht stimmen andere den Schlüssen, die ich aus Studien ziehe, zu.

Andreas Dückhofer: Wenn du jetzt aber sagst, wir sollen beim Lernen Pausen machen, dann ist niemandem geholfen, denn irgendwie wissen das ja alle. Wie sieht also dieses passive Lernen aus?

Norman Schultz: Ich habe schnell gemerkt, dass ich bei Vorlesungen im Hintergrund schnell rauszoome. Es bedarf einer enormen Anstrengung zu Vorlesungen zu gehen, um diese wirklich zu nutzen. Vorlesungen sind wesentlich anstrengender als Seminare, wenn man etwas lernen will. Dabei habe ich zumeist, zuviel Energie verschwendet. Ein Professor hat sich mal bei vor allen Studenten bedankt, weil ich ihm so aktiv zuhörte. Ich weiß, das klingt streberhaft, aber Vorlesungen sind nicht mit Passivität zu verwechseln. Ich habe dort so viel Energie investiert und hätte diese besser nutzen können, wenn ich mit anderen etwas zusammen getan hätte. Daher empfehle ich auch kaum Vorlesungen, da sie viel Energie benötigen.

Carl Seiler Die Vorlesung

Beim Vorlesen lernen?

Andreas Dückhofer: Du weichst etwas aus, wie dieses passive Lernen nun aussieht, aber nach dem, was du sagst, entfällt dann auch das Lesen. Lesen erfordert ja auch viel Konzentration oder?

Norman Schultz: Natürlich gibt es Momente, wo dieses Lesen als passives Lernen möglich ist. So lange sich ein subjektiver Zustand der Entspannung einstellt, kann dies nicht falsch sein. Jeder hat hierbei seine Leserituale, wobei diese sich heute eher auf die sozialen Medien beschränken, was ich nicht unter Lernen verbuche, sondern als eine Art soziales Lagerfeuer sehe am Smartphone. Man schmiert ein bisschen sein soziales Gefüge, wenn man bei Facebook auf dem Laufenden bleibt. Hier aber gehört Lesen zur Frage des Prokrastinationsmanagements, auch deshalb weil es selten auf das aktive Lernen bezogen ist. Das ist gut, wenn es kontrolliert verläuft und Entspannung liefert?

Wilhelm Amberg Vorlesung aus Goethes Werther

Soziales Lernen?


Andreas Dückhofer: Wenn Vorlesungen und Lesen wegfallen, dann bleibt ja nicht mehr viel übrig.

Norman Schultz: Ich möchte Vorlesungen nicht per se ablehnen, empfehle aber eher Lernanreize durch passive Materialien zu setzen. Vorlesungen haben den Effekt, dass wir nur dort zuhören, wo wir ohnehin schon Bescheid wissen. Sobald es jedoch schwieriger wird, schalten wir ab. Stattdessen sollten leichte Materialien gewählt werden, die im günstigsten Fall in Interviewform vorliegen.

Andreas Dückhofer: Und warum die Interviewform?

Norman Schultz: Interviews haben mehrere Vorteile. Einerseits kontrollieren die Gesprächspartner gegenseitig, dass die Inhalte nicht zu kompliziert werden. Auf der anderen Seite setzen die Unterbrechungen immer wieder Anker, die die Aufmerksamkeit zurückholen.

Das Material für ein derartiges passives Lernen ist allerdings rar. Ich durchforste hierzu häufig Youtube und lade mir diese dann als Audiodateien herunter [der Freeyoutube to MP3 Converter eignet sich hierfür sehr gut].

Diese Audiodateien spiele ich mir dann auf günstige Wegwerf-Mp3-Player aus dem Internet [ich neige dazu Teurere zu verlieren, außerdem nutze ich verschiedene und bespiele sie nach verschiedenen Themen].  Ich versuche das Energielevel dabei sehr gering zu halten.

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit Podcasts zu abonnieren, aber hierzu kenne ich mich (noch) nicht genügend aus (Anregungen sind erwünscht).

Die passiven Lernmaterialien, die ich mir dann erstellt habe, verwende ich dann auf MP3 beim Laufen, oder beim Frühstück machen oder bei anderen stupiden Tätigkeiten, die der Ohren nicht bedürfen.

Hierbei gibt es natürlich verschiedene Themen, die ich mir so klassifiziere: Allgemeinwissen, Sprachspiele, Musikalische Übungen, Spezialwissen (die meine Doktorprüfungen unterstützen sollen) und Suggestionsmaterial.

Andreas Dückhofer: Was hat es mit den Suggestionsmaterialien auf sich?

Norman Schultz: Um die Gewohnheiten zu stärken habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich gewisse Suggestionsmaterialien, die ich selbst (!) wähle, helfen können. Ich lade mir dazu entsprechende Sendungen, die zum Beispiel das Thema „Gewohnheiten“ betreffen, herunter. Ich habe dabei die Erfahrung gemacht, dass gerade derartige Materialien am meisten helfen, gewisse Ziele zu verfolgen. So motivieren mich zum Beispiel verschiedene Fernsehsendungen beim Laufen zum Laufen. Es setzt Anreize, ist unterhaltsam und informiert nochmal über das, was ich tue.

Andreas Dückhofer: Hört sich an, wie das Überraschungsei für den Erwachsenen.

Norman Schultz: Da die passiven Lernmaterialien mit unseren anderen, aktiven Lernritualen abgestimmt sein müssen, ist es häufig schwer, das Passende zu finden. Eine gute Zusammenstellung ist schwierig. Anstatt daher nur auf passive Lernmaterialien zu setzen, bietet es sich daher an, auf Suggestionsmaterialien zu setzen, die langfristig bestimmte Verhaltensänderungen anregen. Das ist schon Spaß ja.

Andreas Dückhofer: Können denn Verhaltensänderung tatsächlich passiv erlernt werden?

Norman Schultz: Interessanter Weise kommt es beim Thema Verhaltensänderung tatsächlich nur auf sehr kleine Stellschrauben an. Ich verbinde hier die Theorie des passiven Lernens mit der von den Mikrogewohnheiten. Alexander Schwarz macht dieses ja gerade in Deutschland bekannt. Ein Gespräch hierzu findet sich bei Youtube. Ich bin der Überzeugung, dass gerade solche Gespräche, das passive Lernen unterstützen können.

Aus dem Gespräch geht hervor, dass kleine Mikrogewohnheiten, uns nachhaltig verändern. Das heißt, wir müssen nach und nach solche passiven Lernmaterialien entdecken, die solche kleinen Verhaltensänderungen motivieren, so dass wir auch dabei bleiben. Wenn passives Lernen darin besteht Anreize zu setzen, dann halte ich solche Suggestionsmaterialien für die sinnvollsten.

Ich hoffe, der Artikel war informativ und interessant, ein bisschen übe ich ja hier daran. Wenn ihr mir weiter folgen wollt, dann added mich doch bitte bei Google+, abonniert mich per E-mail oder tretet der Facebookgruppe oben rechts bei. Ein RSS-Feed ist natürlich auch vorhanden. Ansonsten könnt ihr mich gerne anschreiben oder einen konstruktiven (!) Kommentar hinterlassen. Ansonsten wäre weiterempfehlen ganz nett.

 

Norman Schultz, Andreas Dückhofer

Neubrandenburg 2014

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2 Antworten auf Wie wir passiv lernen können – Suggestionsmaterial für passives Lernen

  1. Werner Stangl sagt:

    Das kann man auch hier in einem alten Artikel nachlesen: http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/PUBLIKATIONEN/Lernstile.shtml (Praxis Schule 5-10, 31 Jg., Heft 3. 2005)

    • Lieber Herr Stangl, das ist wirklich ein sehr detaillierter, sehr guter Artikel Artikel, der eine Gesamtschau auf den vereinfachenden Ansatz der Lerntypentheorie darstellt. Auf jeden Fall zu empfehlen und besser dargestellt als hier. Die Einbeziehung der Argumente von Looß könnte meines Erachtens stärker ausfallen, was keine Kritik ist, sondern ich empfinde ihre Darstellung wesentlich kritischer. Die Frage der Lernstile, die eben komplexere Lernmuster berücksichtigen, rückt die Lerntypentheorie bei Ihnen in ein doch plausibles Licht. Dies mag eine wohlmeinende Auslegung und nicht überkritische Einstellung gegenüber diesen Ansätzen sein. Auch die amerikanische Literatur hat sich mittlerweile mit dem Thema stärker befasst und die Ablehnung dieses Ansatzes findet dort auf der wissenschaftlichen Ebene statt. In den Lernzentren wird diese Theorie natürlich weiter gepredigt. Gerade den letzten Satz Ihres Artikels finde ich sehr treffend: „denn die Berücksichtigung individueller Lernstile ist oft schon Ausdruck einer individualistischen Orientierung als Wertsetzung im Gegensatz zur traditionellen Sichtweise, Lernen als allgemein gattungsgebundenes Verhalten zu betrachten, das vorgegebenen Mustern zu folgen hat.“ Dieser Satz beschreibt meines Erachtens das unberücksichtigte Spannungsfeld, in dem sich Lerntheorien häufig bewegen. Ich bin natürlich am gattungsspezifischen Lernen interessiert, das heißt am Menschen, der nicht nicht lernen kann. Vielen Dank für Ihren Hinweis Norman Schultz

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